Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen – Masterarbeit von Norbert Aichholzer

Direktor Norbert Aichholzer untersuchte in seiner Masterarbeit  die wesentlichen Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen. Eine Forschungsarbeit zur Bildungs- und Berufslaufbahnentscheidung junger Menschen mit Schwerpunkt Lavanttal mit Relevanz für Österreich. Wie in der Arbeit angeführt sind die Ergebnisse aus dem Lavanttal/Bezirk Wolfsberg, aufgrund des gewählten Forschungsdesigns, für ganz Österreich repräsentativ.

Universität Kaiserslautern – Distance & Independent Studies Center; Masterarbeit im Studiengang „Schulmanagement“

Vorschau:

Unbenannt
Unbenannt

Zur gesamten Forschungsarbeit: Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen

Hier der gesammte Text aus der Forschungsarbeit (siehe Link oberhalb):

Technische Universität Kaiserslautern
Distance & Independent Studies Center
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Eine kritische Untersuchung zur
Bildungs- und Berufslaufbahnentscheidung
junger Menschen mit Schwerpunkt Lavanttal
Masterarbeit
im Studiengang
„Schulmanagement“
Vorgelegt von: Norbert Aichholzer
Matr.-Nr.:
403857
Straße:
Wohnort:
Tel.-Nr. :
Alte Straße 4a
A-9431 St. Stefan/Wolfsberg
043 (0) 4352 2209
Abgabedatum: 15. Dezember 2021
Gender-Erklärung
I
I.
Gender-Erklärung
In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum
verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrück
lich eingeschlossen.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Inhaltsverzeichnis II
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
II. Inhaltsverzeichnis
I Gender-Erklärung …………………………………………………………………………………………. I
II Inhaltsverzeichnis ………………………………………………………………………………………… II
III Abbildungsverzeichnis ………………………………………………………………………………… III
IV Tabellenverzeichnis ……………………………………………………………………………………. IV
V Abkürzungsverzeichnis ………………………………………………………………………………… V

1. EINLEITUNG …………………………………………………………………………………………… 1
2. THEORIE UND HYPOTHESEN ………………………………………………………………. 4
2.1 SCHULSYSTEM ÖSTERREICH ………………………………………………………………………. 4
2.1.1 Nationaler Qualifikationsrahmen ……………………………………………………….. 8
2.1.2 Bildungslandschaft im Lavanttal ………………………………………………………… 9
2.1.3 Bildungs- und Berufsberatung, Unterstützungsstrukturen im Lavanttal …. 10
2.1.4 Duales Ausbildungssystem – Lehre mit und nach Matura in Österreich
und im Lavanttal ……………………………………………………………………………… 14
2.2 SOZIOLOGIE, SOZIALISATION UND BERUFSWAHLVERHALTEN ……………………….. 15
2.2.1 Primäre und sekundäre Herkunftseffekte …………………………………………… 18
2.2.2 Das Statuserhaltmotiv nach Green und Goldthorpe ……………………………. 22
2.2.3 Sozialisation und Berufswahlverhalten ……………………………………………… 23
2.2.4 Soziale Ressourcen und exogene Einflussfaktoren ………………………………. 23
2.2.5 Personale Ressourcen und endogene Einflussfaktoren ………………………… 29
2.3 STUDIEN, FORSCHUNGSSTAND – DUALE AUSBILDUNG
„LEHRE MIT MATURA“ IM LAVANTTAL ……………………………………………………… 30
2.4 FORSCHUNGSFRAGE UND HYPOTHESEN ……………………………………………………… 36
3. METHODE …………………………………………………………………………………………….. 37
3.1 STICHPROBE ………………………………………………………………………………………….. 38
3.2 DATENERHEBUNGSINSTRUMENT ………………………………………………………………. 38
4. ERGEBNISSE …………………………………………………………………………………………. 40
5. ZUSAMMENFASSUNG ………………………………………………………………………….. 47
6. FAZIT …………………………………………………………………………………………………….. 53
7. LITERATURVERZEICHNIS …………………………………………………………………. 55
8. ANHANG ……………………………………………………………………………………………….. 63
9. EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG ……………………………………………………. 71
III
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer

III. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das Schulsystem in Österreich …………………………………………………………. 6
Abbildung 2: Mögliche Darstellung des Nationalen Qualifikationsrahmens:
ibw-Modell ……………………………………………………………………………………….. 9
Abbildung 3: Künftige Kompetenzanforderungen in Lavanttaler Lehrbetrieben ………. 31
Abbildung 4: Verteilung nach Klassen „Lehre mit Matura“ LmM, FBS-Wolfsberg ….. 40
Abbildung 5: Verteilung der „Lehre mit Matura“-Schüler nach Sparten
FBS-Wolfsberg ………………………………………………………………………………… 41
Abbildung 6: Verteilung der „Lehre mit Matura“
Schüler nach Schulbesuch 9. Schulstufe, FBS-Wolfsberg ……………………… 41
Abbildung 7: Durchschnittsalter bei Eintritt in „Lehre mit Matura“
FBS-Wolfsberg ………………………………………………………………………………… 42
Abbildung 8: Verteilung nach Entscheidungsalter für das Bildungsmodell
„Lehre mit Matura“, FBS-Wolfsberg …………………………………………………. 43
Abbildung 9: Eintrittsalter nach Schulen …………………………………………………………….. 43
Abbildung 10: Gesprächspartner der Schüler im 14. Lebensjahr …………………………… 44
Abbildung 11 Information über das Bildungsmodell
„Lehre mit Matura“ im 14. Lebensjahr ……………………………………………… 44
Abbildung 12: Gründe für „Lehre mit Matura“,
Zusammenführung 2021, 2009 und 2011 ……………………………………………. 52

Tabellenverzeichnis
IV
IV. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gründe für „Lehre mit Matura“, 2008 u. 2009 …………………………………….. 35
Tabelle 2: Eintrittsalter in „Lehre mit Matura“ nach Schultyp 9. Schulstufe …………… 42
Tabelle 3: Entscheidungsgründe das Modell „Lehre mit Matura“ zu wählen ………….. 45
Tabelle 4: Subjektive Wertigkeit „Lehre mit Matura“ zu HAK/HLW, HTL, AHS ……… 46
Tabelle 5: Gründe für „Lehre mit Matura“
Zusammenführung 2021, 2009 und 2011 ……………………………………………… 51
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Abkürzungsverzeichnis
V
V. Abkürzungsverzeichnis
AHS
AMS
BHS
BIZ
BMS
ESL
FBS
Allgemeinbildende höhere Schule
Arbeitsmarktservice
Berufsbildende höhere Schule
Berufsinformationszentrum des AMS
Berufsbildende mittlere Schule
Early School Leavers
Fachberufsschule
FBSWO Fachberufsschule Wolfsberg
HAK
Handelsakademie
HLW
HTL
LmM
LnM
öibf
PhD
POLY
SEK I
SEK II
VHS
VLW
WIFI
WKK
ZDH
Höhere Bundeslehranstalt für Wirtschaftliche Berufe
Höhere technische Lehranstalt
Lehre mit Matura
Lehre nach Matura
Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung
Doktor der Philosophie
oder PTS Polytechnische Schule
Sekundarstufe I
Sekundarstufe II
Volkshochschule
Verein Lavanttaler Wirtschaft
Wirtschaftsförderungsinstitut der Wirtschaftskammer
Wirtschaftskammer Kärnten
Zentralverband des deutschen Handwerks
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Einleitung
1
1. Einleitung
Die hier vorliegende Arbeit hat zum Ziel, das Zustandekommen der Bildungsentschei
dung von “Lehre mit Matura”- Lehrlingen am Beispiel der Fachberufsschule Wolfsberg
zu erforschen.
Die persönlichen Beweggründe des Autors sind einerseits die Erfahrungen, das familiäre
Umfeld, aber besonders die Begleitung von Tausenden junger Menschen im Alter von
schwerpunktmäßig 15 bis 19 Jahren als Berufsschullehrer und jetzt als Berufsschuldirek
tor. Dabei fällt auf, dass Kinder ab der 8. Schulstufe mit großer Sorge den nahenden Ent
scheidungen über ihren künftigen Bildungs- und Berufsweg entgegenblicken. Subjektiv
gesehen tendiert die Berufsorientierung in manchen Schulen gegen Null, was leider die
Sorgen um die Zukunft noch verstärkt.
Zu den Motivationserlebnissen des Autors zählt, dass er selbst Schüler betreut, welche
mit 15 Jahren die Duale Ausbildung in einem Lehrberuf mit Matura (LmM) starten (mit
eigenem Lohn und Pflichtversicherung) und mit 19 Jahren eine Universität (Finanzierung
mit Stipendium) besuchen können. Einer von ihnen hat dann in schnellstmöglicher Zeit
sein Arztstudium beendet. Auf der anderen Seite gibt es traurige Fälle, zum Beispiel ein
aktueller, dass an der Fachberufsschule Wolfsberg – Schule des Autors – ein Bursche mit
22 Jahren die Ausbildung im ersten Lehrjahr beginnt, nachdem er 7 Jahre eine 5-jährige
HTL ohne positiven Abschluss besucht und noch nie Geld verdient hat. Genau solchen
Schülern, bei denen offensichtlich Familie und Schule in der Bildungs- und Berufsorien
tierung versagt haben, möchte der Autor diese Forschungsarbeit widmen.
Der Autor weiß die vielfältigen Möglichkeiten von heute sehr wohl zu schätzen, denn er
selbst hatte in seiner Entscheidungsphase den Weg über die Duale Ausbildung gewählt,
allerdings damals ohne die Lehre mit Matura abschließen zu können. Als nächste Stufen
folgten die HTL-Abendschule und danach die gewerbliche Meisterprüfung. Nach einigen
Jahren in der Motorenentwicklung bei AVL-List in Graz stieg er als Berufsschullehrer
ein und absolvierte die pädagogische Ausbildung auf Bachelor-Niveau. Gerade weil der
Autor einen breiten Ausbildungsweg hat, stets arbeitend, möchte er anderen die bestmög
lichen Informationen zukommen lassen, damit sie früh genug eine erfolgreiche „Life
Long Learning-Karriere“ einschlagen, unabhängig von ihrem Umfeld.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Einleitung 2
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
Das Sammeln möglichst vieler Ergebnisse über Vor- und Nachteile dieses Ausbildungs
modells sollte einen zusätzlichen Gewinn bringen. Erkenntnisse bieten der Bildungsdi
rektion Kärnten neue Ideen und Hinweise, um die entscheidenden Informationszielgrup
pen sichtbarer zu machen und daraus in Zusammenarbeit mit Politik, Wirtschaftskammer
und Industriellenvereinigung neue Impulse für die Schul- und Berufslaufbahnberatung zu
liefern.
Das Forschungsvorhaben wird die derzeit einzig verfügbaren wissenschaftlichen Berichte
„LEHRE MIT MATURA – Eine Befragung von Lehrlingen und Lehrbetrieben Bericht
2007/081, „LEHRE MIT MATURA – Befragung von Lehrlingen 2009/2010“2 und
„LEHRE MIT MATURA – Befragung von Lehrlingen 2010/2011 Abschlussbericht“3 der
Pädagogischen Hochschule Kärnten ergänzen. Die Ergebnisse der Forschung sollten zei
gen, in welchem Ausmaß der Einfluss von Personen, Bildungseinrichtungen und Institu
tionen, Internet usw., auf die Bildungswegentscheidung der jungen Menschen stattfindet.
Zusätzlich wird die Datenauswertung zeigen, in welchem Schuljahr/Lebensjahr sich die
Bildungsentscheidung festigt oder welchen Stellenwert“ Lehre mit Matura hat ”.
Auch in Deutschland, der Schweiz4 und Südtirol5 gibt es große Bestrebungen, ähnliche
Modelle zu etablieren. Der Zentralverband des deutschen Handwerks ZDH hat sich dazu
2015 in der Fachberufsschule Wolfsberg informiert6, ist bereits auf ähnlichem Weg und
bestätigt damit die Notwendigkeit.
Die Arbeit verfolgt das Ziel, dass in einer ausgewogenen Theoriestudie, verbunden mit
empirischen Daten und Analysen, im Wesentlichen ein Überblick über die “Daseinsbe
rechtigung” und die Motivationsfaktoren hin zu diesem neu eingeführten Bildungsmodell
gegeben wird.
Neue Erkenntnisse für eine Gewichtung der beeinflussenden Faktoren bei Lebensweg-
und Bildungsentscheidungen sind in Zusammenhang mit “Duale Ausbildung mit Reife
prüfung” (LmM) bis jetzt noch nicht publiziert und werden wissenschaftlichen Auf
schluss geben.

1 vgl. Dobrovnik, et al. 2009
2 vgl. ebd., 2011
3 vgl. ebd., 2012
4 vgl. Berufsberatung Schweiz 2021
5 vgl. Berufsschule Bozen – Vorbereitung auf Lehre mit Matura 2021
6 vgl. ZDH Interview mit Norbert Aichholzer 2021
Einleitung
3
Anhand einer umfangreichen Empirie sollen die maßgeblichen Einflussfaktoren, welche
14-Jährige für den Bildungsweg „Lehre mit Matura“ an der Fachberufsschule Wolfsberg
im Lavanttal begeistern und dafür entscheidend sind, klar sichtbar werden.
Warum die Forschung in diese Richtung so wichtig ist, könnte mit dem geläufigen Bil
dungsbegriff „Life long learning“ erklärt werden. Mehr Bildung hebt das Einkommen,
sichert den Arbeitsplatz und verhilft zu einem höheren sozialen Status.
Der Vergleich in „Education at a Glance“7 zeigt, dass in Österreich die Unterschiede in
den Einkommen stark mit der absolvierten Schulkarriere zusammenhängen. Bezogen auf
den Einfluss von Bildungs- und Berufsabschlüssen auf das Einkommen nimmt Österreich
unter 25 untersuchten Staaten bei den Männern Position 9 ein, bei Frauen Position 13.
Das heißt, dass die geschlechtsbezogenen Unterschiede in der Einkommenshöhe nach wie
vor groß sind. Geringe Bildung, zum Beispiel nicht abgeschlossene Hauptschule (MS)
bez. nicht beendete Berufsschule, schlägt sich in Einkommen sowie sozialer Akzeptanz
negativ nieder.8
7vgl. OECD 2020, o. S.
8vgl. ebd., S. 182
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
4
2. Theorie und Hypothesen
In diesem Kapitel wird das österreichische Bildungssystem dargestellt. Mit dem nationa
len Qualifikationsrahmen (NQR) wird die Wertigkeit der Bildungsabschlüsse dargestellt.
Um die auf die Fachberufsschule Wolfsberg eingegrenzte Forschungsarbeit in Zusam
menhang mit dem Ausbildungsmodell „Lehre mit Matura“ beantworten zu können, wird
auch auf die Bildungslandschaft der Region eingegangen. Die Berufsorientierung und die
Duale Ausbildung mit ihrer Ausprägung im Bildungsraum Lavanttal – Bezirk Wolfsberg
finden besondere Berücksichtigung. Bisherige Forschungsarbeiten und Berichte über
Lehrlingsausbildung in der Region werden in Kapitel 2.3 dargestellt, um zum Abschluss
des Theorieteils mit der Darstellung der Forschungsfrage und der Hypothesen in Kapitel
2.4 den empirischen Teil in Kapitel 4 einzuleiten.
2.1 Schulsystem Österreich
Um die Kernfrage der Arbeit in einen größeren Zusammenhang zu stellen, wird nachfol
gend grob umrissen, worin die Eckdaten des österreichischen Schulsystems bestehen und
wie das Ausbildungsmodell „Lehre mit Matura“ dieses System ergänzt.
Die Bildungspflicht beginnt in Österreich mit dem Kindergarten im 5. Lebensjahr und
endet im Rahmen der Ausbildungspflicht mit dem vollendeten 18. Lebensjahr. Der Zu
gang zu Hochschulen und Universitäten ist in Österreich nach Abschluss der Sekundar
stufe II bzw. der Berufs- und Studienberechtigungsprüfungen, jeweils mit Zentralmatura,
einheitlich geregelt.
In Österreich sorgt der Staat für chancengerechte Bildung für alle. Unabhängig von der
Staatsbürgerschaft gilt für Kinder, welche sich dauernd in Österreich aufhalten, die allge
meine Schulpflicht. Sie ist in der Bundesverfassung niedergeschrieben und dauert neun
Schuljahre. Bei gleichwertigem Unterricht darf dieser auch häuslich angeboten werden,
doch müssen die Kompetenzen durch Prüfungen an staatlichen Institutionen nachgewie
sen werden.9
9vgl. Rechtsinformationssystem des Bundes, Österreichisches Schulpflichtgesetz 2019
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
5
Damit die vorschulische Bildung im Kindergarten auch für sozial schwache Gruppen
möglich ist, wurde der halbtägige Kindergartenbesuch mit 20 Stunden pro Woche ohne
Mittagstisch kostenfrei gestellt. Für Kinder, welche bis zum 31. August fünf Jahre alt
sind, ist der halbtägige Kindergartenbesuch bis auf wenige Ausnahmen verpflichtend.10
Am Ende der vierten Volksschulklasse11 müssen sich Kinder erstmals entscheiden und
treten dann für weitere vier Jahre in die Sekundarstufe I als Mittelschüler12 oder in die
Unterstufe einer allgemein bildenden höheren Schule ein. Hier ist vor allem das 8. Schul
jahr von enormer Bedeutung, wenn die jungen Menschen vor der großen Wahlmöglich
keit zwischen verschiedenen Schultypen für die 9. Schulstufe, in der Regel zwischen 14
und 15 Jahren, stehen. Damit beginnt der Eintritt in die Sekundarstufe II. Das System in
Österreich sieht dafür den Besuch der Polytechnischen Schule, der Oberstufe einer allge
mein bildenden höheren Schule oder einer berufsbildenden mittleren oder höheren Schule
vor.
Für jene, die eine Matura anstreben, gibt es die Möglichkeit, das Ausbildungsmodell
„Lehre mit Matura“ zu wählen, eine fünfjährige Berufsbildende Höhere Schule (BHS)
oder die vierjährige Oberstufe einer AHS.
Zum Haupttermin 2015 (AHS) bzw. 2016 (BHS) wurde in Österreich flächendeckend die
„Standardisierte Reife- und Diplomprüfung“, allgemein „Zentralmatura“ genannt, imple
mentiert13. Die Externistenprüfungen wurden im Jahr 2017 in dasselbe System der
Zentralmatura eingebettet.
Die dual geführte Lehrlingsausbildung bietet zusätzlich die Möglichkeit, im Rahmen der
„Lehre mit Matura“ die Berufsreifeprüfung (BRP) abzulegen.14 Diese Alternative für
junge Menschen, sowohl zu verdienen als auch zur Matura zu gelangen, ist zur Gänze
staatlich gefördert und kostenlos15. Die Möglichkeit besteht allerdings nur dann, wenn
bereits innerhalb der Lehrzeit zumindest eine Teilprüfung ablegt wird16.
10 vgl. oesterreich.gv.at 2021
11 Primarstufe 4 Schuljahre (siehe Abb. 1)
12 Die Mittelschule ist das Nachfolgemodell der Neuen Mittelschule, welche früher als Hauptschule geführt wurde. (siehe Abb. 1)
13 vgl. Standardisierte Reife- und Diplomprüfung, Zweiter Bildungsweg 2021
14 vgl. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2021a
15 Vorbereitungskurse auf die „Lehre mit Matura“ sind an Maturaschulen aufgrund der Förderkriterien nicht kostenlos
16 vgl: Wirtschaftskammer Österreich 2021
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
6
Bildungswege der Sekundarstufe II, die nicht mit Matura abschließen, sind die drei- oder
vierjährigen Berufsbildenden Mittleren Schulen (BMS) sowie die Lehrlingsausbildung
ohne Matura. Personen ohne Abschluss der Sekundarstufe II werden in Österreich als
Early School Leavers (ESL) geführt. Sonderpädagogik ist umfassend berücksichtigt.17
Abbildung 1: Das Schulsystem in Österreich
Quelle: https://www.bildungssystem.at/, letzter Zugriff: 23.11.2021, 6:42
Die Abbildung 1 zeigt das in Österreich einheitlich geregelte Bildungssystem mit den
Übertrittsmöglichkeiten und erläutert den obigen Text.
17 vgl. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2021a
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
7
Schul- und Ausbildungspflicht
Seit dem Jahr 2016 gilt in Österreich die Ausbildungspflicht bis zum vollendeten 18. Le
bensjahr18. Erziehungsberechtigte sind demnach verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Ju
gendliche, wenn sie die allgemeine Schulpflicht erfüllt haben, bis zur Vollendung des 18.
Lebensjahres einer Bildungs- oder Ausbildungsmaßnahme nachgehen.19
Das kann erfolgen durch:
 Besuch einer weiterführenden Schule (Allgemeinbildende höhere Schule, Be
rufsbildende höhere Schule, Berufsbildende mittlere Schule)
 Lehr- oder Ausbildungsvertrag nach dem Berufsausbildungsgesetz oder nach
dem Land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildungsgesetz
 Ausbildung nach gesundheitsrechtlichen Vorschriften (z. B. Schule für Gesund
heits- und Krankenpflege, Schule für medizinische Assistenzberufe)
 Externistenprüfungen oder auf einzelne Ausbildungen vorbereitende Kurse
 Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen

Programme für Jugendliche mit Assistenzbedarf (gem. Behinderteneinstellungs
gesetz) oder eine nach Abs. 3 Ausbildungspflichtgesetz zulässige Beschäfti
gung.20-21
18 vgl. Rechtsinformationssystem des Bundes 2021a
19 vgl. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2021a
20 vgl. ebd., 2021b
21 vgl. Rechtsinformationssystem des Bundes 2021b
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
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Theorie und Hypothesen
8
2.1.1 Nationaler Qualifikationsrahmen
Der Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) ist ein Instrument zur Einordnung der Qua
lifikationen des österreichischen Bildungssystems. Dieses Transparenzinstrument soll ei
nerseits die Orientierung im österreichischen Bildungssystem erleichtern und zum ande
ren zur Vergleichbarkeit und Verständlichkeit nationaler Qualifikationen in Europa bei
tragen.22 „Lernergebnisse sind Aussagen darüber, was ein Lernender weiß, versteht und
in der Lage ist zu tun, nachdem er einen Lernprozess abgeschlossen hat. Sie werden als
Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen definiert23.“
Alle EU- Mitgliedsstaaten implementieren eigene Kriterien, indem nationale Qualifikati
onen aus der beruflichen Bildung, der Hochschulbildung bis hin zur Aus- und Weiterbil
dung aufgrund von Lernergebnissen einem der 8 Niveaus zuordenbar werden. Der Euro
päische Qualifikationsrahmen (EQR) dient dabei als Übersetzungsinstrument24. Der IS
CED25 macht die Bildungssysteme in den Mitgliedsstaaten der OECD vergleichbar. Der
NQR hat ausschließlich orientierenden Charakter, eine Zuordnung von Qualifikationen
dient nur zu Informationszwecken.
Die für diese Arbeit im Umfeld der Dualen Ausbildung relevanten Qualifikationen ent
stammen dem nationalen Qualifikationsregister26. Im NQR-Qualifikationsniveau IV fin
det man die Lehrberufe27, die Berufsreifeprüfung und zum Vergleich die AHS-Reifeprü
fung. Im Niveau V finden sich die Berufsbildenden höheren Schulen (BHS). Im Niveau
VI finden sich der „Arbeitsbereich“ mit der Meisterqualifikation und der „Lernbereich“
mit Bachelor, im Niveau VII Master und Diplom, in der höchsten Stufe NQR VIII das
Doktorat und PhD. Da Niveaus zwischen dem „Lernbereich“ und „Arbeitsbereich“ (Be
ruf, Berufsfeld) zwar „gleich-wertige“, aber nicht notwendigerweise „gleichartige“ Qua
lifikationen sind, hat das Institut für Berufsbildungsforschung ibw zur Veranschaulichung
eine grafische Darstellung des NQR entwickelt (vgl. Abb. 2).28
22 vgl. OEAD Qualifikationsregister 2021
23 vgl. EQR Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates 2008
24 vgl. Europass Europäische Union 2021
25 vgl. Wagner Doris 2021
26 vgl. OEAD 2021
27 vgl. Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2021
28 vgl. Mayr 2019, S. 2ff.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
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Abbildung 2: Mögliche Darstellung des Nationalen Qualifikationsrahmens: ibw-Modell
Quelle: ibw aktuell Nr. 18, März 2019
Der Nationale Qualifikationsrahmen findet auch in der Darstellung des österreichischen
Schulsystems Berücksichtigung29.
2.1.2 Bildungslandschaft im Lavanttal
Da diese Arbeit die wesentlichen Einflussfaktoren bei Jugendlichen auflistet, welche in
das Bildungsmodell „Lehre mit Matura“ an der Fachberufsschule Wolfsberg mit dem 10.
Schuljahr einsteigen können, gibt es hier einen Überblick über die Angebote im Bezirk
und darüber hinaus.
53707 Einwohnern des Bezirkes Wolfsberg im Lavanttal und seinen Pflichtschülern steht
ein breites Angebot an Aus- und Weiterbildungseinrichtungen zur Verfügung. 30
Nach der Primarstufe besuchen die Kinder vier Jahre lang entweder eine Mittelschule
oder wählen zwischen zwei Gymnasien.
29 vgl. Bildungssystem 2021, Nationaler Qualifikationsrahmen
30 vgl. Regionalmanagement Lavanttal 2021, Daten und Fakten
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
10
Die Sekundarstufe II wird im Bezirk Wolfsberg in verschiedenen Schultypen angeboten.
Dabei stehen die Polytechnische Schule Wolfsberg, die beiden Landwirtschaftlichen
Fachschulen Buchhof und St. Andrä, die Sozialfachschule Wolfsberg, Bundesoberstufen
realgymnasium BORG Wolfsberg, das Stiftsgymnasium St. Paul, die Handelsakademie
HAK Wolfsberg, die Höhere Bundeslehranstalt für Wirtschaftliche Berufe HLW Wolfs
berg31 und die Höhere technische Lehranstalt HTL Wolfsberg32 zur Auswahl.
Die Fachberufsschule FBS Wolfsberg ist mit dem Angebot „Lehre mit Matura“ ab Beginn
des 10. Schuljahres nur in Verbindung mit einem Lehrvertrag besuchbar.
1999 startete das Bildungszentrum der Fachberufsschule Wolfsberg33 mit den Vorberei
tungskursen zur Berufsreifeprüfung. Diese Chance wird auch am Wirtschaftsförderungs
institut WIFI sowie von der Volkshochschule VHS angeboten.
Eine Werkmeisterausbildung kann an der HTL Wolfsberg absolviert werden. Für die ge
werbliche Meisterprüfung müssen Interessierte nach Klagenfurt oder in andere Städte
ausweichen. Am Standort der Firma PMS in St. Stefan im Lavanttal bietet die Außenstelle
der Fachhochschule Kärnten dem Bedarf der Region angepasste, berufsbegleitende Stu
diengänge an. Auch die HTL Wolfsberg bietet im Bundesschulzentrum Ähnliches an.
Universitäten und Fachhochschulen in Graz oder Klagenfurt sind innerhalb einer Stunde
für Bildungswillige mit dem Auto erreichbar. Zu beachten ist, dass Schüler aufgrund der
individuellen Schulwahl in den Bezirk ein- oder ausreisen.
2.1.3 Bildungs- und Berufsberatung, Unterstützungsstrukturen im Lavanttal
In Österreich gibt es zwei etablierte Systeme der Bildungs- und Berufsberatung, die in
Austausch zueinander stehen: Bildungs- und Berufsberatung in Bildungs- und Ausbil
dungseinrichtungen, Informationsservice zu Beruf und Weiterbildung durch das Arbeits
marktservice sowie weitere Beratungs- und Unterstützungsstrukturen wie die Berufs- und
Bildungsorientierung Kärnten (BBOK).
Ergänzend die Information zur gesetzlichen Ausgangslage zur Berufsorientierung in den
betreffenden Schulstufen (7., 8. bzw. 11. Schulstufe):
31 vgl. HLW-Wolfsberg 2021
32 vgl. HTL-Wolfsberg 2021
33 vgl. Fachberufsschule Wolfsberg 2021a, Bundesehrenzeichen
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
11
In den 7. und 8. Schulstufen ist Berufsorientierung als verbindliche Übung im Lehrplan
MS/AHS verankert34 und kann wahlweise als eigenes Fach, integrativ in den einzelnen
Pflichtgegenständen oder projektorientiert umgesetzt werden.
Die Allgemeinbildende höhere Schule AHS soll prinzipiell Studierfähigkeit gewährleis
ten. Deshalb sehen AHS-Lehrkräfte ihre Aufgabe meist darin, junge Menschen über wei
terführende Studien an Hochschulen oder ähnlichen Institutionen zu informieren. Laut
Waldner 202135 setzt hier die Berufs- und Bildungsorientierung BBOK Kärnten an und
bietet angehenden Schulabgängern durch ihre Unterstützungsarbeit Hilfestellung im Be
rufsorientierungsprozess an. Mit dem Ausbau der Zielgruppenarbeit in der 11. Schulstufe
AHS seit Herbst 2019 erfolgte diesbezüglich ein wichtiger Lückenschluss.
Neben den bekannten Möglichkeiten eines akademischen Bildungsweges wird angehen
den Maturanten die Chance einer dualen Berufsausbildung als interessante Perspektive
vermittelt und damit zu einer umfassenden und tragfähigen Berufsorientierung verhol
fen.36
Dass die Berufsorientierung einen immer höheren Stellenwert einnimmt, zeigt die jüngste
amtliche Mitteilung durch die neue Sektionschefin des Bildungsministeriums in Wien,
Doris Wagner: Es gäbe einen signifikanten Bildungswegunterschied, von welchem
Schultyp jemand aus SEK I in SEK II wechselt. So wird behauptet, dass aus der AHS
Unterstufe ein Übertritt in eine Duale Ausbildung seltener geschehe als aus der Mittel
schule.37
Innerhalb des Schulsystems erfolgt die Berufsberatung nach dem IBOBB-Konzept (In
formation, Beratung und Orientierung für Bildung und Beruf). Jeder Schulstandort der
Sekundarstufe I und II hat einen Berufsorientierungs-Koordinator, der auch für spezielle
Unterstützungsmaßnahmen zuständig ist.
Außerhalb des Schulsystems bieten zahlreiche andere Einrichtungen, speziell das Ar
beitsmarktservice AMS und die von den Sozialpartnern eingerichteten Dienste, Berufs
beratung an. Das Jugendcoaching sorgt für jene Jugendlichen, die von Ausgrenzung und
34 vgl. Rechtsinformationssystem des Bundes 2021b
35 Rebecca Waldner koordiniert die Berufs- und Bildungsorientierung Kärnten BBOK
36 vgl. Waldner Rebecca 2021, o. S.
37 vgl. Wagner Doris 2021
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
12
Schulabbruch bedroht sind. Die Berufsberatungszentren BIZ des AMS garantieren per
sönliche Information und Beratung, Veranstaltungen zu Arbeitsmarkttrends sowie Work
shops zur beruflichen Selbsterforschung.38
Im Atlas zur Berufs- und Bildungsberatung in Österreich finden Interessierte Beratungs
angebote gezielt nach Region und inhaltlichen Schwerpunkten39. Im Bib-wiki, dem Wis
senspool der Bildungsberatung in Österreich, sind zahlreiche gute Ideen und Impulse zum
Thema aufgelistet.
An Pädagogischen Hochschulen werden auf Basis einheitlicher Rahmencurricula Ausbil
dungen für Berater und Koordinatoren angeboten.
Mit aktuellen Forschungsfragen über Beruf, Bildung, Qualifikation und Arbeitsmarkt be
schäftigen sich mehrere staatliche oder private Institutionen. Die Abteilung Arbeitsmarkt
forschung und Berufsinformation des Arbeitsmarktservices (AMS) ist eine wertvolle In
formationsplattform über Trends und Chancen im Arbeitsmarkt.40 Die beiden Einrichtun
gen des ReferNet Austria41, das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (IBW)42 als
Koordinator sowie das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung (öbif), sind
als Konsortium für die Durchführung des jährlichen Arbeitsprogramms des Europäischen
Zentrums für die Förderung der Berufsbildung Cedefop43 verantwortlich.
Bildungs- und Berufsberatung – externe Unterstützungsstrukturen im Lavanttal
Um die Forschungsfrage ausführlich zu behandeln, wird innerhalb des Lavanttaler Bil
dungsraumes die Bedeutung einer umfassenden Bildungs- und Berufsberatung beleuch
tet. Wieweit können sie die Berufswahl junger Menschen beeinflussen?
Die Berufs- und Bildungsorientierung Kärnten (BBOK) betreut in Wolfsberg seit 2009
als Unterstützungsstruktur den Berufsorientierungsunterricht für Schüler der 7. und 8.
Schulstufen der Mittelschulen (MS) und Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS).
38 vgl. Steiner/Kerler 2017, S.123f
39 vgl. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2021c
40 vgl. Schulpsychologie 2021
41 vgl. Refernet Austria 2021
42 vgl. Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft ibw 2021
43 vgl. Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung 2021
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
13
Seit 2019 informiert die BBOK in der 11. Schulstufe der AHS ergänzend zur Berufs-
und Bildungswahl, vorrangig über „Lehre nach Matura“44. Zentral geht es den Initiatoren
Arbeitsmarktservice, Land Kärnten, Bildungsdirektion, Wirtschaft und Arbeitnehmerver
tretung darum, späteren Schul- und Lehrstellenabbrüchen45 durch vertiefende Hilfestel
lung im Entscheidungsprozess vorzubeugen. Mittels unterschiedlicher Projektformate
wird die Orientierungs- und Entscheidungsfähigkeit junger Menschen gestärkt.
Neben den Schulen gilt es, auch Eltern als maßgeblichen Bezugspersonen ihrer Kinder
berufsrelevante Informationen und aussagekräftige Kriterien zu vermitteln. Die BBOK
unterstützt mit ihren Projekten den positiven Übergang von der Schule in die Ausbildung
und weiter in die Arbeitswelt.46
Während in den 7. und 8. Schulstufen der MS und AHS Projektangebote eine vielschich
tige Auseinandersetzung mit der eigenen Berufs- und Bildungswahl ermöglichen, ist die
Projektarbeit in den 11. Schulstufen der AHS als Ergänzung zu Studieninformation und
Studienberatung ausgelegt. Der Fokus liegt dabei auf dem Ausbildungsweg „Lehre nach
der Matura“ (LnM). Durch Veranstaltungen für Schulklassen, Lehrkräfte und Eltern wer
den geeignete Rahmenbedingungen für eine berufliche Zukunft geschaffen, ganz nach
ihren Talenten und dem Bedarf der heimischen Wirtschaft47_48
den
Die Wirtschaftskammer Kärnten bietet mit dem Test- und Ausbildungszentrum in Kla
genfurt
Schülern
die
Möglichkeit,
ihre
Stärken
herauszufinden.49
Das AUTARK Jugendcoaching50 leistet und organisiert besondere Hilfestellungen für Ju
gendliche mit speziellen Bedürfnissen. Die Schulpsychologie der Bildungsdirektion
Kärnten51 kann ebenso in Anspruch genommen werden.
44 vgl. Wirtschaftskammer Österreich 2021b
45 vgl. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2021d
46 vgl. Waldner Rebecca 2021
47 vgl. Mittelschule St. Andrä im Lavanttal 2019
48 vgl. Waldner Rebecca 2021
49 vgl. Wirtschaftskammer Kärnten 2021
50 vgl. AutArk 2021
51 vgl. Bildungsdirektion Kärnten 2021
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen 14
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
Während die Berufsberatungsstelle des Arbeitsmarktservices AMS Wolfsberg mit exak
ten Informationen über den aktuellen Bedarf am heimischen Arbeitsmarkt informiert, be
teiligen sich Lehrbetriebe über den Verein der Lavanttaler Wirtschaft (VLW)52 und die
Fachberufsschule Wolfsberg mit eigenem, jährlichem Journal DIE LEHRSTELLE53 über
offene Ausbildungsplätze der Region als Praktiker an Initiativen der BBOK.
2.1.4 Duales Ausbildungssystem – Lehre mit und nach Matura in Österreich und
im Lavanttal
Nach Erfüllung der 9-jährigen Schulpflicht ist die Duale Ausbildung möglich. Sie bietet
Praxis im Lehrbetrieb und den verpflichtenden Unterricht in der Berufsschule. Vor Be
ginn der Ausbildung wird ein Lehrvertrag geschlossen. Die Lehrzeit beträgt maximal vier
Lehrjahre. Sie beinhaltet 20% Berufsschulzeit und 80% in einem Lehrbetrieb. Derzeit
gibt es rund 200 anerkannte Lehrberufe. In Kärnten sind die häufigsten für Mädchen:
Einzelhandel, Bürokauffrau, Frisör und bei den Burschen: Metalltechnik, Elektrotechnik
und Kraftfahrzeugtechnik54.
„Lehre mit Matura“ LmM an der Fachberufsschule Wolfsberg
Eine besonders interessante Möglichkeit der Dualen Ausbildung ist die „Lehre mit Ma
tura“, die in Kärnten seit dem Schuljahr 2007/08 flächendeckend angeboten wird und den
Lehrlingen die Möglichkeit bietet, das Duale Berufsbildungssystem mit dem Erwerb der
Zugangsberechtigung zum tertiären Bildungssektor (Reifeprüfung) zu verbinden. Prinzi
piell besteht die Verbindung von Lehre und Matura in Österreich schon seit dem Jahr
1997 in Form der Berufsreifeprüfung.
Das Kärntner Modell „Lehre mit Matura“ verbindet einzigartig in Österreich die Vorbe
reitung auf die Reifeprüfung mit der Dualen Lehrlingsausbildung mit Lehrvertrag55. Die
Teilnehmer an dieser Sonderform haben an einem Tag während der Woche statt der nor
malen Arbeitszeit in der Firma Unterricht an der Fachberufsschule zur Vorbereitung auf
die Berufsreifeprüfung. Exakt handelt es sich im ersten, zweiten und dritten Lehrjahr um

52 vgl. Verein Lavanttaler Wirtschaft 2021
53 vgl. Aichholzer 2021
54 vgl. Arbeitsmarktservice 2021
55 vgl. Amt der Kärntner Landesregierung 2021
Theorie und Hypothesen
15
30 Schultage pro Jahr und im vierten Lehrjahr um 35 Schultage zu je 9 Unterrichtsein
heiten. Nach positivem Abschluss ist der Zugang zu Fachhochschulen, Universitäten und
Pädagogischen Hochschulen möglich. 56
Am Standort der Fachberufsschule Wolfsberg im Lavanttal und an allen übrigen Berufs
schulen in Kärnten ist die „Lehre mit Matura“ organisatorisch und lehrvertragsmäßig spe
ziell geregelt und vom Land Kärnten zusätzlich finanziell subventioniert. 57,58
In der Fachberufsschule Wolfsberg werden insgesamt 633 Lehrlinge pro Jahr unterrichtet.
Die Schule gilt als Technikkompetenzzentrum für Metall-, Kfz- und Konstruktionslehr
berufe. Weitere 101 Lehrlinge besuchen „Lehre mit Matura“, ein Modell, das für alle
Lehrberufe, ca. 200, möglich und gefördert ist.59
„Lehre nach Matura“ LnM an der Fachberufsschule Wolfsberg
Für Absolventen einer AHS gibt es die Möglichkeit in einen Lehrberuf einzusteigen, wo
bei ein Jahr angerechnet wird.60
2.2 Soziologie, Sozialisation und Berufswahlverhalten
Um einen Bezug zur Empirie herzustellen, welche sich mit den Einflussfaktoren auf das
Bildungswahlverhalten junger Menschen beschäftigt, wird im nachfolgenden Teil näher
auf die soziologische und sozioökonomische Theorie sowie auf die motivationspsycho
logische Theorie eingegangen. Befürworter und Kritiker geben ein zusätzliches Bild über
diese.
Die „Subjektwerdung“ des Menschen und somit der Prozess der menschlichen Persön
lichkeitsentwicklung mit all seinen Annahmen und Aussagen findet in den Sozialisati
onstheorien ihren Niederschlag. Soziale Bedingungen, welche auf die Identität und die
Persönlichkeit eines Menschen einwirken, stehen dabei im Mittelpunkt.61
56 vgl. Dobrovnik et al. 2011, o. S.
57 vgl. Fachberufsschule Wolfsberg 2021b
58 vgl. Bildungssystem (2021b).
59 vgl. Amt der Kärntner Landesregierung 2021b
60 vgl. Fachberufsschule Wolfsberg 2021c
61 vgl. Hurrelmann, 2006, S.6f.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
16
Hurrelmann (2006) spricht dabei von der äußeren und inneren Realität und definiert So
zialisation als „den Prozess der Entwicklung der Persönlichkeit in produktiver Auseinan
dersetzung mit den natürlichen Anlagen, insbesondere den körperlichen und psychischen
Grundmerkmalen (der inneren Realität) und mit der sozialen und physikalischen Umwelt
(der äußeren Realität)62.
„Sozialisationsforschung befasst sich mit der Vermittlung von Individuum und Ge
sellschaft. Dabei ist die in ihr vorherrschende Perspektive die auf das heranwach
sende Individuum, das im Verlauf der Individualentwicklung, der Ontogenese, von
den Anforderungen und Normen der Gesellschaft geformt wird.“63
Politisch – ökonomische Strukturen prägen in Verbindung mit Institutionen Anforderun
gen und Normen der Gesellschaft. Ansprüche, welche sich beim Aufwachsen im Zusam
menhang mit der Sozialisation darstellen, lassen auf diese Normen, Forderungen und die
Wirkung auf die Gesellschaft schließen.64
Soziale Bedingungen, welche auf die Identität und die Persönlichkeit eines Menschen
einwirken, sind dabei von großem Interesse. Wie die genetischen Veranlagungen, zusam
men mit der angeborenen Persönlichkeit und dem Temperament, den Menschen zu einem
selbstbestimmten Subjekt machen, welches die Gesellschafts-, die Kultur- und Ökono
mieanforderungen bewältigen kann, bildet dabei die zentrale Frage. Der Mensch beein
flusst und gestaltet seine Umwelt mit und wird andererseits selbst von ihr beeinflusst.65
„Als Sozialisation wird der Prozess bezeichnet, in dem das Individuum sich innerhalb der
Gesellschaft entwickelt und an sie anpasst, ihre Normen aneignet und in angemessener
Weise übernimmt. Das Individuum entwickelt dabei im Laufe seines Lebens die Fähig
keit, selbständig mit den gesellschaftlichen Regeln umzugehen und sie kreativ anzuwen
den.“66
Während sich die Sozialkontakte im Kleinkindalter eher auf die engere Familie beschrän
ken, erweitern sie sich mit zunehmendem Alter. In einem vertrauten Umfeld lernen Kin
62 vgl. Hurrelmann, 2006, S. 7
63 vgl. Ottomeyer in: Hurrelmann. 1982, S. 161
64 vgl. ebd.
65 vgl. Hurrelmann 2006, S. 7
66 vgl. ebd.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
17
der sehr früh, welche Rolle sie innerhalb ihres Familienverbandes einnehmen. Erwar
tungshaltungen, gesellschaftliche Regeln und Normen werden geprägt67. Kinder sind von
der Art und Weise, wie ihre Eltern sie erziehen, stark beeinflussbar68 und werden zusätz
lich durch die Erwartungshaltung von Erwachsenen geprägt. Es werden Grundlagen in
Bezug auf „richtig“ oder „falsch“ normiert, welche eine lebenslange Orientierung an den
eingeprägten sozialen Normen stattfinden lassen. Äußere Einflüsse mit Sozialkontakten
werden im Sozialisationsbegriff für die Entwicklung innerhalb der Gesellschaft als we
sentlich angesehen. Hopmann (2021): Wir wissen aus der Forschung, dass Standardisie
rung, Kompetenzorientierung, all das, was in den letzten 20, 30 Jahren betrieben wird,
soziale Segregation und schulische Leistungsunterschiede massiv befördert. Was wir ge
rade machen, ist: Wir zerlegen die entscheidende Grundlage der Gesellschaft, nämlich
dass sich die Beteiligten miteinander verständigen können. Was die Politik machen
müsste, haben wir auch in der Corona-Krise gelernt: Noch nie hatten Menschen so viel
Naturwissenschafts- und Sozialkunde-Unterricht wie heute, und trotzdem kommen wir
mit unseren Botschaften, was Corona betrifft, bei einem erheblichen Teil der Bevölkerung
nicht zurecht, weil die zum Beispiel wissenschaftliches Wissen nicht von anderem Wissen
unterscheiden können oder nicht wissen, wie man Quellen überprüft. Die, die können,
scheiden früher oder später aus dem öffentlichen System aus und schauen sich nach einer
anderen Lösung um – oder wenn sie in der öffentlichen Schule bleiben, dann mit Spezial
lösungen wie bilingual oder Musik etc. Was immer es ist, damit das eigene Kind nicht mit
den Schmuddelkindern spielen muss.69
Sozialisation kann man nicht nur auf die Erziehung und biologische Faktoren einschrän
ken70. Das Zentrum „Familie“ ist Ausgangspunkt für viele Wege und Entscheidungen.
Hermann (1997) bezeichnet diesen Ort als kulturell von spezifischen Lebensformen eines
Kultur- und Sozialmilieus bedingt71. Neuwirth (2018) bestätigt, dass die eigene und die
Herkunftsfamilie den größten Einfluss auf Bildungsentscheidungen haben. Durch die
Coronakrise und das Fehlen eines durchgehenden Unterrichtes hat sich gezeigt, dass bil
dungsferne Eltern bei ihren Kindern stärker als Akademikerfamilien einen negativen Ein
67 vgl. Hummrich/Kramer 2017, S. 1f.
68 vgl. Hermes 2015, S. 125
69 vgl. Hopmann, 2021, online
70 vgl. Hummrich/Kramer 2017, S. 2f.
71 vgl. Hermann 1997, S. 308
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
18
fluss haben. Der Druck von Familienmitgliedern auf den geeigneten Bildungsweg bestä
tigt sich als großer Einflussfaktor. Vor allem während der Pflichtschulzeit orientieren sich
Jugendliche sehr häufig am vorgegebenen Entscheidungsrahmen der Eltern und wieweit
von ihnen eine eigene Wahl bzw. Präferenz akzeptiert wird. Fällt der familiäre Entschei
dungsrahmen durch bestimmte Umstände weg, wird die Orientierung mit außenstehenden
Personen in Zusammenhang gebracht. Neuwirth zeigt auf, dass mit zunehmendem Alter,
nachdem eine eigene Familie gegründet wurde, die Herkunftsfamilie in den Hintergrund
tritt und dass es dann keinen relevanten Zusammenhang zwischen Peer-Group und Bil
dungswegentscheidungen gibt.72 Einen Einfluss auf Bildungsentscheidungen haben vor
allem auch die Herkunftseffekte nach Boudon73.
An dieser Stelle wird Boudons theoretischer Ansatz (1974) zu den primären und sekun
dären Herkunftseffekten vorgestellt, um anschließend auf eine Erweiterung dieses Kon
zepts durch Erikson und Jonsson (1996) einzugehen.
Mit dem kulturellen Kapital nach Bourdieu (1983), dem Statuserhaltmotiv nach Green
und Goldthorpe (1997) und der Lebensverlaufsverpektive nach Meulemann (1999) sind
für diese Arbeit drei weitere Theorien von besonderer Bedeutung und werden beleuchtet.
Je nach sozialer Herkunft ist die Schulwahlentscheidung nach dem Ansatz von Boudon
Goldthorpe, einer Variante der Rational Choice Theorie, vorwiegend von Bildungskos
ten, den zu erwartenden Berufs- bzw. Einkommenschancen und den Erfolgschancen den
Ausbildungsgang positiv abzuschließen, abhängig. 74-75
2.2.1 Primäre und sekundäre Herkunftseffekte
nach Boudon (1974) sowie Erikson und Jonsson (1996)
„Der französische Soziologe Boudon (1934-2013) beschäftigte sich mit schulischen
Selektionsentscheidungen. Dabei unterscheidet er primäre und sekundäre Her
kunftseffekte. Die Leistungsentwicklung und Leistungsunterschiede eines Kindes
hängen primär von den sozio-ökonomischen Ressourcen der Familie, deren sozia
72 vgl. Neuwirth 2018, S. 87ff.
73 vgl. Kleine/Paulus/Blossfeld 2009, S. 106
74 vgl. Braun 2013, S. 395
75 vgl. Vester 2006, S. 16
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen 19
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
ler Herkunft, ab. Er vertritt die Meinung, dass Schülerinnen und Schüler aus höhe
ren sozialen Schichten beim Übertritt in weiterführende Schulen hinsichtlich des
Kompetenz- und Zertifikatserwerbs deutliche Vorteile besitzen. In der Forschung
ist man sich darüber einig, dass an den Nahtstellen entscheidend primäre Bildungs
ungleichheiten erkennbar sind. Es werden Unterschiede deutlich, die die bisher er
worbenen und die vorauszusetzenden Kompetenzen aufzeigen, die von der sozialen
Herkunft mitbestimmt sind.“76- 77-78
Entscheidungen, welchen Weg Kinder einschlagen, werden von etlichen Gegebenheiten
auf der Mikro- und Mesoebene gekennzeichnet. Der familiäre Hintergrund ist vor allem
auf der Mikroebene zu finden. Die Erwartung der Eltern über den Bildungsabschluss ihrer
Kinder, aber auch deren finanzielle Möglichkeiten, spielen hier eine Rolle.79-80 Jede
Schulform hat ihre speziellen Entwicklungs- und Lernmilieus, welche auf der Mesoebene
die Lebensverlaufsperspektive mit der Schulwahl beeinflussen81. Bei Bildungsnahtstellen
befinden sich junge Menschen in einem einschneidenden Entscheidungsprozess, welcher
Kosten und Erträge vom künftigen Bildungsweg abhängig macht. Es wird der finanziell
am lukrativsten erscheinende Bildungsweg gewählt. Beim Entscheidungsfindungspro
zess der Eltern zählt vor allem die Rational Choice Theorie mit der Abwägung von Kosten
und Nutzen einer Ausbildung82 Die hinter allen Bildungsentscheidungen verborgenen
Herkunftsunterschiede teilt Boudon (1974) in primäre und sekundäre Herkunftseffekte,
wobei der primäre in den schulischen Leistungen von Kindern die sozialen Disparitäten
berücksichtigt, welche auf die Reproduktion des kulturellen Kapitals der Herkunftsfami
lie zurückzuführen sind83. Auch die Art und Weise der Erziehung, welche die Eltern ihren
Kindern entgegenbringen, wirkt ein84. Kapitalsorten nach Bourdieu werden innerhalb der
Familie akkumuliert und intergenerational weitergegeben85.

76 vgl. Relikowski et al. 2010, S. 15; 143
77vgl. Watermann et al. 2009, S. 97
78 vgl. Baumert und Schümer 2001, S. 354; 360
79 vgl. Stamm 2005, S. 277 ff.
80 vgl. Maschetzke, 2009 S. 281 ff.
81 vgl. Baumert und Schümer 2001, S 456 ff.
82 vgl. Kleine/Paulus/Blossfeld 2009, S. 106
83 vgl. Bourdieu 1983, S. 183ff.
84 vgl. Hermes 2015, S. 125
85 vgl. Walper/Grgic 2013, S. 505
Theorie und Hypothesen 20
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
Der sekundäre Herkunftseffekt ist die Bildungsentscheidung, die zwischen den sozialen
Herkunftsgruppen auch dann variiert, wenn Kinder aus den unteren Gesellschaftsklassen
gleiche schulische Leistungen erbringen wie Kinder aus den oberen. Als mögliche Erklä
rung sieht Boudon (1974) die Einbeziehung von Kosten- und Ertragsüberlegungen, wel
che je nach Umfeld unterschiedlich sind. Die jungen Menschen ziehen in ihre Entschei
dung spätere Gehälter oder einen möglichen sozialen Status mit ein. Die Feststellung von
Boudon (1974), welche eine Bildungsentscheidung von den wirtschaftlichen Faktoren
abhängig macht, wird von Erikson und Jonsson (1996) um die theoretische Überlegung
der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit erweitert. Jugendliche entschließen sich für
den wirtschaftlichsten Bildungsweg erst, wenn sie sich einen erfolgreichen Abschluss zu
trauen. Daher beeinflussen ihre schulischen Leistungen und Noten die subjektiven Er
folgserwartungen86. Gerade der sekundäre Herkunftseffekt prägt die Wahl bestimmter
Bildungsgänge87. Anhand der anhaltenden Nahtstellenproblematik wird von PISA-Stu
dien deutlich aufgezeigt, dass es vom Übergang aus der Primarstufe in die Sekundarstufe
1 zu großen sekundären sozialen Disparitäten in der Bildungsbeteiligung kommt. Eine
Schulwahlentscheidung auf der Elternseite ist als sekundärer Herkunftseffekt einzustu
fen.88-89-90-91
Den Begriff „Kapital“ hat Pierre Bourdieu (1992) durch seine Forschungen, welche die
Zusammenhänge zwischen sozialer Herkunft und Bildungslaufbahn beweisen, geprägt.
Er sieht darin die akkumulierte zeitaufwendige Arbeit, welche vom Menschen einerseits
verinnerlicht oder auch in materieller Form herausgebracht werden kann. Seiner Ansicht
nach stehen dabei das ökonomische Kapital (Geld), das kulturelle Kapital (Bildungstitel)
und das soziale Kapital (Adelstitel) in starker Verbindung und repräsentieren die Struktur
der Gesellschaft. Laut seiner These, welche die schulischen Leistungen der Kinder auf
das kulturelle Kapital der Herkunftsfamilie zurückführt, werden in einem ungewollten

86 vgl. Lörz 2017, S. 320
87 vgl. Dollmann 2010, S. 119
88 vgl. Relikowski et al. 2010, S. 15; 143
89 vgl. Watermann et al. 2009, S. 97
90 vgl. Baumert/Schümer 2001, S. 354; 360
91 vgl. Vester 2006, S. 16
Theorie und Hypothesen
21
Prozess während der Primärsozialisation Denk- und Handlungsschemata sowie Einstel
lungen und Wahrnehmungen an die Kinder transferiert. Solche Übertragungen reprodu
zieren sich in den Veranlagungen und Neigungen der Kinder. 92
Bourdieu (1983) spricht auch vom inkorporierten, dem objektivierten und dem instituti
onalisierten Kapital. Die Übertragung des verinnerlichten (inkorporierten) kulturellen
Kapitals passiert ohne Verzögerung nur in Familien, welche über ein sehr starkes kultu
relles Kapital verfügen. Die kognitive Kompetenz und der ästhetische Geschmack lassen
sich dazu als Beschreibung gut darstellen93. In Form von Büchern, Lexika oder Bildern
liegt das objektivierte kulturelle Kapital vor und hat einen sehr ausgeprägten Zusammen
hang mit dem verinnerlichten Kapital. Titel und Bildungszertifikate führen am Arbeits
markt zu höheren Gehältern und werden demzufolge mit einem Geldwert als Institutio
nalisiertes Kapital ausgedrückt.
Kulturelles Kapital drückt sich nicht nur in unterschiedlichen Kenntnissen aus, sondern
formt dazu passende Sprachstile, Lernverhalten und eine gewisse Lernstrategie.94-95 Kin
der aus höheren sozialen Schichten erhalten davon laut Bourdieu (1983) wesentlich mehr
als jene aus unteren Klassen, weshalb Lehrer leichter mit ihnen kommunizieren. Sie er
halten Aufmerksamkeit, werden als intelligenter wahrgenommen96. Lebensart und Ge
wohnheiten der Familie spielen nicht nur in der Erziehung eine Rolle, sondern beeinfluss
ten auch die Wahrnehmung der Erfolgsaussichten bei Bildungswegen. Unterschiedliche
anthropogene Praktiken und Lebensstile bereiten Kinder prägend auf den Bildungsweg
vor97. Infolge der familiären Akzeptanz in Verbindung mit der Primärsozialisation der
Kinder sind jene aus höheren Gesellschaftsschichten eher mit allgemein respektierten
Verhaltensnormen und Erwartungshaltungen vertraut und stehen damit einem höheren
Bildungsweg positiv gegenüber. Ungünstigere Lernvoraussetzungen mit einem nachtei
ligen Bildungsverlauf finden sich oftmals bei Kindern aus unteren Sozialgruppen, wäh
92 vgl. Bourdieu 1982, S. 49 ff.
93 vgl. Jungbauer-Gans 2004, S. 377
94 vgl. DiMaggio 1982, S. 1231 ff.
95 vgl. Rosigno et al. 1999, S. 158 ff.
96 vgl. Jungbauer-Gans 2004, S. 377
97 vgl. Lörz 2012, S. 302 ff.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen 22
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
rend Kinder aus oberen Sozialgruppen besser den Leistungsanforderungen gerecht wer
den98. Bildungserfolge stehen in engem Zusammenhang mit der „kulturellen Passung“,
wobei Emporkommen und gesellschaftlicher Aufstieg bei größerer individueller Ver
trautheit mit den kulturellen Codes des Bildungssystems wahrscheinlicher werden99. Das
kulturelle Kapital ist damit nicht nur auf schulische Leistungen begrenzt, sondern hat
auch Einfluss auf das Entscheidungsverhalten von Kindern.
2.2.2 Das Statuserhaltmotiv nach Green und Goldthorpe
Das Statuserhaltmotiv fußt auf Breen und Goldthorpe (1997). Die Forscher gehen davon
aus, dass Eltern und ihre Kinder den sozialen familiären Status zumindest erhalten möch
ten. Die Wissenschafter sehen die Bildungsergebnisse als Konsequenz aus sequenziell
getroffenen rationalen Entscheidungen, welche in der Regel institutionell vorgegebenen
Bildungskarrieren folgen.100 Junge Menschen würden nicht nur durch die in der Vergan
genheit liegenden familiären Prozesse beeinflusst, denn sie haben ganz klare eigene Er
wartungen über zukünftige Konsequenzen jeder Bildungsalternative. Schüler aus ver
schiedenen Sozialgruppen kommen zu unterschiedlichen Bildungsentscheidungen.
Grund dafür ist das jeweilige Einschätzen der direkten und indirekten Kosten und ob sie
den aufgenommenen Bildungsweg auch erfolgreich beenden können. Die Erklärung von
sozialen Unterschieden liegt laut Breen und Goldthorpe (1997) als dritter Faktor vor, wel
cher die Kinder ermutigt, den eigenen familiären sozialen Status zu erhalten. Jener der
Eltern gilt als Benchmark. Kinder aus allen Schichten sind sich in der Vermeidung von
Einkommens- und Prestigeverlusten ähnlich und gleich stark motiviert, das Risiko eines
gesellschaftlichen Abstieges zu verhindern. Der Wunsch, durch die Bildungswahl das all
gemeine Ansehen zu heben, ist hingegen weniger maßgebend als das Bestreben, einer
Abwärtstendenz zu entgehen. Eltern schätzen ab, mit welchem Bildungsweg die Kinder
den eigenen sozialen Status zumindest erhalten können. Sozial differierende Bildungs
entscheidungen sind die Folge, was bedeutet, dass Akademikerkinder am abgeschlosse
nen Studium gemessen werden, während Kinder aus unteren Sozialgruppen zum Status

98 vgl. Becker 2009, S. 566
99 vgl. Sarcletti und Müller, 2011, S. 237
100 vgl. Breen und Goldthorpe 1997, S. 283
Theorie und Hypothesen
23
erhalt „lediglich“ eine Ausbildung erfolgreich absolvieren sollen. Eine subjektive Er
folgswahrscheinlichkeit in Verbindung mit einer Kosten- Nutzenrechnung sorgt dafür,
dass Eltern für ihre Kinder einen bestimmten Bildungsweg befürworten101. Die soziale
Herkunft entscheidet, mit welcher Art und Weise die Eltern ihre Kinder in der Entschei
dungsfindung unterstützen102.
2.2.3 Sozialisation und Berufswahlverhalten
In diesem Kapitel werden die bedeutendsten Einflussgrößen auf die Berufswahlentschei
dung näher betrachtet, denn Jugendliche lassen sich von vielen Faktoren leiten. Um die
Fragestellungen dieser Arbeit zu beantworten, werden die beiden bestimmenden Motive
für die Berufswahl nach Küng (1971) betrachtet. Er unterteilt sie in exogene und endo
gene Faktoren. Nach Herzog/ Neuenschwander/ Wannack (2006) sind Jugendliche im
Übergangsprozess mit sozialen und personalen Ressourcen ausgestattet, wobei Einstel
lungen, Werte, Interessen und die Persönlichkeit zu personalen Ressourcen zählen, wäh
rend Eltern, Peers und Lehrer zu sozialen Ressourcen gehören103. Laut Bourdieu (1979)
werden die personalen und sozialen Ressourcen durch das „symbolische Kapital“104, näm
lich, Herkunft, Geschlecht, Aussehen, ergänzt105. Die personalen Ressourcen sind mit en
dogenen Einflussfaktoren gleichzusetzen, die sozialen Ressourcen mit exogenen.106
2.2.4 Soziale Ressourcen und exogene Einflussfaktoren
Relevante Motive, wieso ein Beruf ergriffen wird, nennt man exogene Faktoren. Sie kom
men von außen: Freunde, Schule, Familie, Bildungsangebot sowie die ökonomische Si
tuation107.
2.2.4.1 Elterneinfluss
Eltern haben eine wichtige Rolle bei der Orientierung ihrer Kinder. Erziehung bedeutet
auch Vermittlung von Verhaltensmustern, Wertvorstellungen und Orientierung, denn all
dies beeinflusst Jugendliche sehr. Für die Berufswahlentscheidung ist neben der Famili
ensituation die gesellschaftliche Zugehörigkeit wichtig. Nur wenige Eltern sind in der
101 vgl. Becker 2000, S. 452
102 vgl. Lörz 2012, S. 305
103 vgl. Herzog et al. 2006; S. 45f.
104 vgl. Bourdieu 1979, S. 335f.
105 vgl. Herzog et al. 2006, S. 46
106 vgl. Küng 1971, S. 26, S. 41
107 vgl. Tscholakoff 1992, S. 60
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen 24
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
Lage, die jungen Menschen vor ihrer entscheidenden Berufswahl über die vielfältigen
Aus- und Weiterbildungsangebote zu informieren. Ihre Position ist aber trotzdem folgen
schwer, denn bei Fragen der Berufswelt sind sie die erste Adresse, noch vor jeder Berufs
beratung. Obwohl für viele Mütter und Väter die umfangreichen Lehr- und Ausbildungs
angebote nach der 9. Schulstufe eine große Herausforderung darstellen, sind sie weiterhin
die primäre Anlaufstelle der Kinder.108 Kastan (2005) bestätigt, dass Bildungseinrichtun
gen zusammen mit dem Elternhaus als „Vermittler“ zur Berufswelt zu sehen sind109. Hatte
im vorindustriellen Zeitalter die Weitergabe des Wissens und damit verbunden die Be
rufsfortführung innerhalb der Familie noch Tradition, hat sich dieses Bild im Laufe der
Zeit gewandelt. Den Beruf der Eltern zu übernehmen, ist in der aktuellen Gesellschaft
nicht mehr so stark verankert. Die ökonomische, aber auch die soziale Gebundenheit an
die Eltern ist nach wie vor vorhanden und kann als starker Einflussfaktor bei Jugendlichen
in Bezug auf die Berufsentscheidung gesehen werden. Küng (1971) sieht die Eltern bei
der Vermittlung von Wissen über sämtliche Berufe als nicht kompetent genug an, wes
halb sie nicht in der Lage seien, ihre Kinder umfassend und sachlich zu beraten.110 Schu
lische Leistungen der Kinder sowie Lieblingsaktivitäten in der Freizeit sind für Erzie
hende meist Gradmesser für den weiteren Lebensweg. Sie wollen sich oft in ihren Kin
dern verwirklichen und bringen Berufsvorschläge, welche sie selbst nicht erreicht haben,
und präsentieren den Kindern einen für sie interessanten Entscheidungsrahmen. Mutter
und Vater sind damit entscheidend in die Vorselektion der Jobs involviert. Bei differie
renden Interessenslagen werden Konflikte sichtbar.
Der Wunsch der Jugendlichen, möglichst rasch selbstständig und nicht mehr von Eltern
abhängig zu sein, wird in Fallstudien von Küng (1971) belegt.111 Ein Hineinzwingen in
einen womöglich ungewollten Beruf geschieht vereinzelt durch ungeduldige Eltern, wel
che sich nicht ausreichend mit der Berufswahlentscheidung des Kindes befassen möch
ten112. Dabei spielt das Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern eine entscheidende Rolle113.
Erfolge und Misserfolge der Eltern sowie Voreingenommenheit, eigene Erfahrungen,

108 vgl. Schedler und Willenpart 1982, S. 17
109 vgl. Kastan 2005, S. 35
110 vgl. Küng 1971, S. 26, S. 41
111 vgl. ebd., S. 37ff.
112 vgl. Seifert 1977, S. 291
113 vgl. Küng 1971, S. 37
Theorie und Hypothesen 25
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
sind in Eltern-Kind-Gesprächen immer ein Thema114. Die für das „soziale Grundkapital“
verantwortlichen Verhaltensmuster, Werte und Normen werden in der Institution Familie
weitergegeben115. Laut Beinke (2006) werden Erklärungen von Vätern und Müttern über
Berufe als sehr hilfreich angesehen. Ihr Rat hat demnach Vorrang vor allen anderen Mög
lichkeiten der Informationsbeschaffung116. Seifert (1977) beschreibt auch Eltern, welche
ihren Kindern jede Möglichkeit bei der Festlegung ihres Berufes einräumen117.
Dass Mütter den überwiegenderen Einfluss haben, geht aus einer Fragebogenuntersu
chung hervor. Berufsorientierungsveranstaltungen werden eher durch Mütter begleitet,
Gespräche werden mit ihnen geführt, Fragebögen vornehmlich von ihnen ausgefüllt118.
Das soziale Netzwerk der Eltern im Hinblick auf die Vermittlung von Berufspraktika oder
Lehrstellenplätzen ist wichtig. Gespräche im Bekanntenkreis sind für alle von großer Be
deutung119. In den soziologischen Theorien spielen die Kinderanzahl sowie die Schicht
zugehörigkeit in der Berufswahl eine Rolle, die Berufswahlchancen verschlechtern sich
mit zunehmender Kinderzahl120.
2.2.4.2 Peer-Groups
Von einer Peer-Group spricht man, wenn sich Gleichaltrige einer soziologischen Gemein
schaft finden. Da die Gruppenmitglieder miteinander in persönlichem Kontakt stehen, ist
die Gruppengröße beschränkt. Charaktergebend für solche Gruppen sind Einheitlichkeit,
minimale Institutionalisierung, große Selbständigkeit und Ausprägung verschiedener Sta
tussysteme. Peer-Groups spielen für die Jugendlichen auch in Hinblick auf Berufsorien
tierung eine entscheidende Rolle, dort werden vorberufliche Entscheidungen besser ge
troffen. Wird von Seiten der Eltern ein hoher Erwartungsdruck auferlegt, wiegen sich
solche Gruppen in emotionaler Sicherheit und finden dort Rückzug121.

114 vgl. Seifert 1977, S. 290
115 vgl. Beinke 2006, S. 74
116 vgl. ebd., S. 72
117 vgl. Seifert 1977, S. 291
118 vgl. ebd., S. 74
119 vgl. Herzog et al. 2006, S. 95
120 vgl. Seifert 1977, S. 288
121 vgl. Beinke 2004, S. 13ff. 76
Theorie und Hypothesen
26
Beinke (2004) hat in der Studie „Berufsorientierung und Peer-Groups“ festgestellt, dass
Jugendliche die Berufsinformationen mit Freunden diskutieren, beurteilen und diesbe
züglich gegenseitige Unterstützung anbieten. Ideen werden ausgetauscht, die vielfältigen
Berufsmöglichkeiten diskutiert. Gespräche und Diskussionen veranlassen die jungen
Menschen, ihre Berufsvorstellungen zu bestätigen oder zu ändern. Hier fallen auch Ent
scheidungen mit weitreichenden Folgen über die Berufswahl.122
2.2.4.3 Praktika
Als Maßnahme zur Berufsorientierung sind Praktika von der Schule aus vorgeschrieben.
Berufsberatungen mit Informationen, Ermittlung der Interessen und Neigungen sind im
Vorfeld wichtig, um das Praktikum mit persönlichem Nutzen zu absolvieren. Praktika
sind nur dann sinnvoll, wenn auf entsprechende Vor- und Nachbereitung Wert gelegt
wird. Durch die Betreuung der Schüler über das Praktikum hinaus wird der Prozess der
Berufswahl erleichtert. So erweitern die Schüler ohne Einflussnahme von außen ihr Vor
wissen über den jeweiligen Beruf, bauen Unsicherheiten ab, erweitern die Kompetenz
und lernen ihre Chancen besser einzuschätzen. Dies vereinfacht in Folge die Berufsori
entierungsgespräche mit den Eltern.123 Durch das bessere Verstehen der Arbeitswelt kön
nen Jugendliche sich in den Gesprächen eher einbringen. Das nichtdidaktisch geordnete
Lernen ist eine weitere Erkenntnis von betrieblichen Praktika124. Die Geschlechterrolle
steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Berufswunsch, so partizipieren männli
che Berufsanwärter von einem Praktikum mehr als weibliche. Dies wird dadurch begrün
det, dass Burschen eher zu handwerklichen und technischen Berufe tendieren. Dabei kön
nen die Sinne intensiver angesprochen werden als bei mädchennahen Dienstleistungsbe
rufen125. Durch vermehrte Beschäftigung der Jugendlichen mit ihrem gewünschten Beruf
wird eine zunehmende Erwartungshaltung hervorgerufen. Durch lückenhafte oder allzu
subjektive Informationen kann es vorkommen, dass Berufsbilder verfälscht wahrgenom
men werden. Praktika sorgen für das Kennenlernen der beruflichen Wirklichkeit.126
122 vgl. Beinke 2006, S. 145ff.
123 vgl. Bergzog 2011
124 vgl. Beinke 2006, S 105f.
125 vgl. ebd., S. 108
126 vgl. ebd., S 102
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
27
2.2.4.4 Die Einstellung zur Bildungs- und Berufstätigkeit im Wandel
Die folgende Darstellung ergänzt die vorangegangenen exogenen Einflussfaktoren, wel
che einer laufenden Veränderung unterliegen. Die Wissenschaft spricht hier auch von
„Bildungsethik“ und „Arbeitsethik“127.
Durch die Veränderung in der Wirtschaft wurden traditionelle Berufe teilweise obsolet
oder veränderten sich stark. Mit dem Einzug der Industrialisierung entwickelten sich ge
wisse Arbeitsteilungen und damit neue Berufsbilder128.Unterschiedliche Qualifikationen
sowie Lohn in Verbindung mit dem Ansehen schränken die Berufswahl ein129. Das Stre
ben nach Ansehen in der Gesellschaft fördert die Wahl eines Berufes mit entsprechenden
Aussichten130.
Berufsbezeichnungen unterliegen einem steten Wandel und sind durch drei Effekte ge
kennzeichnet. Zuerst sorgt die Berufsbezeichnung für ein klares Tätigkeitsfeld, weiters
für einen Selektionsmechanismus, gleichzeitig wird ansprechenden Berufsbildern mehr
Aufmerksamkeit entgegengebracht, ebenso durch die Gesellschaft.131 Betrachtet man die
Geschichte, so haben sich in westlichen europäischen Ländern ab 1945 mit der wirtschaft
lichen und kulturellen Konjunktur die Arbeitsmarkt- und Lebenschancen gegenüber frü
her verbessert, zunehmend auch die Chancen auf höhere Bildung, was die Generationen
näher zusammengebracht und für bessere Atmosphäre im Job gesorgt hat. Nach der Öl
krise wurde gegen Ende der 70er Jahre in den westlichen Ländern Europas die Jugendar
beitslosigkeit erstmals zum Problem, bis in die 90er Jahre fast in ganz Europa. Der rasche
Anstieg des Bildungsniveaus in den 80er Jahren ließ die Kluft zwischen „besser“ und
„schlechter“ Qualifizierten größer werden.
Der Arbeitsmarkt belohnte die „gut“ Ausgebildeten. Es waren aber auch unter den „gut“
Ausgebildeten einige Problemgruppen zu finden. Mit Berufsorientierungsprogrammen
sowie Fortbildungsangeboten versuchte man dagegen zu steuern. Mit längerer Bildungs
teilnahme wurde bei den „schlechter“ Qualifizierten reagiert. Gleichzeitig wurden Werte
und Fähigkeiten gefördert, welche zur persönlichen Selbstständigkeit beitrugen. Ein spä
127 vgl. Kergel 2021, S 47ff.
128 vgl. Blasche 1985, S. 3
129 vgl. Golisch 2002, S. 87
130 vgl. Krewerth et al. 2004, S. 130
131 vgl. ebd., S.128f.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
28
terer Einstieg in den Berufsalltag hatte eine verspätete Familienplanung zur Folge. Le
bens- und Wohnformen änderten sich zwar, jedoch blieben die Zielvorstellungen vom
Leben eines Erwachsenen eher unverändert.
In den 90er Jahren wurden Bestrebungen laut, dass bisherige Kriterien gravierend zu än
dern seien. Die erste Hypothese war, dass sich der Arbeitsmarkt und der Zeitpunkt des
Berufseinstieges wieder regulieren und somit die Arbeitslosenzahlen fallen würden. Eine
zweite Hypothese bestand darin, dass sich die Jugendphase durch den technischen und
wirtschaftlichen Entwicklungsprozess verlängert habe. Und zuletzt wurde angenommen,
dass sich wegen veränderter Rahmenbedingungen die Normalbiografie nicht ändere.
Aus heutiger Sicht ist ein Strukturwandel in der Jugendphase und beim Übergang in das
Arbeitsleben erkennbar. Indikatoren dafür sind die Transformation in Zentral- und Ost
europa, die Globalisierung in Wirtschaft und Kultur, digitale Technologien und die „Ver
flüssigung“ von Identitäten und Lebensweisen in einer hoch individualisierten Postmo
derne.132 Aus den längeren und risikoreicheren Erstübergängen ins Berufsleben haben
sich Bildungs- und Beschäftigungsformen etabliert. Sie vollziehen sich im Alter von 15
bis 30 Jahren.133 Soziale, zeitliche und räumliche Abgrenzungen sorgen für eine klare
Trennung von Arbeit und Freizeit. Eine Ausweitung der Jugendphase stellt jedoch keine
Verlängerung der Pubertät dar.134 Je später junge Menschen in das Arbeitsleben eintreten,
desto schwieriger gestaltet sich die Zukunft.
Der deutlich sichtbare Wandel im Zusammenspiel von Bildung, Beruf und Beschäftigung
darf von zwei Seiten betrachtet werden. Einerseits gestaltet sich der erfolgreiche Über
gang zwischen Bildung und Arbeitswelt durch erhöhte Anforderungen als schwierig, an
dererseits bringen veränderte Berufsbilder neue Qualifikationsanforderungen, welche
eine ständige Investition in Bildung und Ausbildung verlangen.135 Heute stehen im Zei
chen der Arbeitswelt 4.0 lebenslanges Lernen, Fremdsprachenkompetenz, Kreativität und
Teamfähigkeit an oberster Stelle136.
132 vgl. Chisholm 2007, S. 16
133 vgl. Hammerer et al. 2011, S. 42
134 vgl. Tully 2006, S. 42f.
135 vgl. Chisholm 2007, S. 16f.
136 vgl. Liedtke 2012, S. 16ff.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
29
2.2.5 Personale Ressourcen und endogene Einflussfaktoren
Die endogenen Faktoren der Berufswahl finden sich in den individuellen, internen Ent
scheidungskriterien, welchen Beruf man ergreifen soll137. Die persönlichen Qualitäten
und Fähigkeiten werden den endogenen Einflussfaktoren zugezählt.138 Determinanten wie
Einstellungen, Werte, Interessen und Charakter gehören zu den personalen Ressourcen139.
Physische Voraussetzungen, Geschlecht und Alter, die Eignung in Form von schulischen
Leistungen, Neigungen im Sinne von Interessen der Jugendlichen aber auch endogene
Faktoren wie Verantwortungs- und Entscheidungsfähigkeit sind maßgebend. Durch die
Wechselwirkung von endogenen und exogenen Faktoren kommt Küng zur Feststellung,
„dass die Berufswahl weder im abgeschirmten subjektiven Raum (im Sinne der organi
schen Entfaltung der Anlagestrukturen bis zur Einmündung in einen Beruf) zu verstehen
ist, noch durch die Berufswahl allein (im Sinne von Angebot, Nachfrage und Prestige des
Berufsbildes) beeinflusst wird.“140
2.2.5.1 Die Berufswahlreife
Der individuelle Entwicklungsstand des Jugendlichen, vor allem sein Alter und Bildungs
niveau, beeinflusst die Berufswahl141. Die Berufswahlreife ist ein Indikator, wie jemand
die übertragenen Aufgaben im jeweiligen Alter bewältigt.142
Nach Pollmann (1993) müssen Jugendliche (üblicherweise mit 15 Jahren) zu früh einen
Beruf oder eine Ausbildung wählen, da eine tragfähige Entscheidungsfähigkeit sowie
Reife erst später entwickelt würden143. Dagegen vertritt Golisch (2002) die Meinung, dass
die fehlende Berufswahlreife durch Praktika aufgewogen werden könne144.
137 vgl. Tscholakoff 1992, S. 57
138 vgl. Küng 1971, S. 26, 41
139 vgl. Herzog et al. 2006, S. 45f.
140 vgl. Küng 1971, S. 6
141 vgl. Golisch 2002, S. 234 f.
142 vgl. Jaide 1977, S. 298 f.
143 vgl. Pollmann 1993, S. 25
144 vgl. Golisch 2002, S. 235f.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
30
2.2.5.2 Geschlecht und Alter
Heranwachsende fällen ihre Berufsentscheidung zumeist im letzten Schuljahr. Nach
Meixner (1996) ist daher anzunehmen, dass auch Wunschberufe aus der Kindheit einbe
zogen werden, welche im Prozess der Berufsfindung ihre Auswirkungen finden. Wenn
im Kindergarten verschiedene Rollen aus der Arbeitswelt nachgespielt werden, kann dies
viel später den Berufswunsch beeinflussen.145 Träume aus dem Kindergarten lassen sich
selten umsetzen, denn wenn die notwendige Qualifikation dafür nicht gegeben ist, wird
eher ein verwandter Beruf ausgewählt146. Frauen arbeiten überdurchschnittlich in traditi
onellen Jobs mit schlechteren Aufstiegschancen und geringer Entlohnung. Dies provo
ziert einen niedrigeren Status in der Gesellschaft. Ein Grund dafür könnten konservatives
Denken der Eltern und frühzeitige Familienplanung sein. Mädchen wählen lieber Berufe,
welche eine Familiengründung ermöglichen147. Durch bessere Bildungschancen und hö
here Qualifikationen ist jedoch in letzter Zeit ein Umdenken in der geschlechtsspezifi
schen Berufsorientierung festzustellen148.
2.3 Studien, Forschungsstand – Duale Ausbildung „Lehre mit
Matura“ im Lavanttal
Zur Beantwortung der Forschungsfrage bezüglich der Einflussfaktoren für „Lehre mit
Matura“ im Lavanttal werden alle verfügbaren objektiven Daten herangezogen.
Ein beachtliches Forschungsergebnis über Rückmeldungen aus 26 Lehrbetrieben mit
3928 Beschäftigten aus der Region Lavanttal zum Thema „Lehrlingsausbildung“ liegt
von der Mittelschule MS St. Andrä im Lavanttal vor. Dabei sind einige Ergebnisse von
Interesse, welche aus Fragebögen an 100 Groß-, Mittel- und Kleinbetriebe in der Region
Lavanttal resultieren. Warum es schwierig ist, geeignete Auszubildende zu bekommen,
liegt aus Sicht der Lehrbetriebe zum größten Teil am Überangebot von weiterführenden
höheren Schulen (13/26) und am mangelnden Interesse an einer Lehre (7/26). Das Des
interesse an bestimmten Berufsgruppen (5/26) oder die Präferenz für bestimmte Lehrbe
rufe (3/26) sind ebenfalls beeinflussende Faktoren, dazu fehlendes Basiswissen, ein altes
Berufsbildklischee, eine Überforderung im Berufsleben, geringer Arbeitswille, zu wenig
145 vgl. Meixner 1996, S. 38f.
146 vgl. a.a.O., S. 40 f.
147 vgl. Kühnlein/ Paul- Kohlhoff 1996, S. 115 ff.
148 vgl. Pollmann 1993, S. 23
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen 31
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
Berufsinformation an Pflichtschulen und der demografische Wandel. Die Frage, aus wel
chen Gründen die Schüler aus den jeweiligen Zubringerschulen in die Lehre in ihrem
Betrieb eintreten, haben 14 Betriebe beantwortet. Kommen Lehranfänger direkt aus der
MS, so sind sie klassische Anfänger. Schüler aus der Landwirtschaftlichen Fachschule
bringen handwerkliches Geschick mit und sind reifer für den Lehrberuf. Abgänger aus
den allgemeinbildenden und berufsbildenden höheren Schulen kommen nach der Pflicht
schulzeit, dem 9. Schuljahr, oder später, meist als Schulabbrecher in die Lehrbetriebe.

Abbildung 3: Künftige Kompetenzanforderungen in Lavanttaler Lehrbetrieben
Quelle: Reinelde Kobold-Inthal
Die obige Grafik zeigt, welche Kompetenzen für einen Betrieb gefragt sein werden. In
der Frage nach Reisebereitschaft, Englischkenntnissen, Kenntnissen über einen Gesamt
prozess oder die Übernahme neuer Aufgaben ist auffallend, dass hier die größte Uneinig
keit besteht. Hingegen wird Arbeiten in Teams, die Anwendung von fachspezifischem
Wissen, Belastbarkeit, mit Schwierigkeiten konstruktiv umzugehen oder die Bereitschaft
für Lernen und Weiterbildung von allen Lehrbetrieben einhellig gewünscht.149-150

149 vgl. Mittelschule St. Andrä im Lavanttal 2019
150 vgl. Erasmus Mittelschule St. Andrä im Lavanttal 2019
Theorie und Hypothesen
32
Glatz (2013) hat untersucht, inwieweit Jugendliche aus dem Raum Lavanttal ihre Wün
sche und Vorstellungen in Hinblick auf die Berufswahl verwirklichen können und welche
die beeinflussenden Faktoren bei der Berufswahl sind. Dabei hat sie die Determinanten
Eltern, Peer-Groups und andere Familienmitglieder, Schule, finanzieller Aspekt, Arbeits
markt und Berufswahlmöglichkeiten, Geschlecht, Berufsinformation, Mobilität und Ab
wanderung beleuchtet. Demnach bleibt der Elterneinfluss vor allem mit der Berufsverer
bung nach wie vor bestehen, obwohl er zunehmend in den Hintergrund rückt. Peer-groups
und andere Familienmitglieder wurden in der Befragung laufend erwähnt, ob Geschwister
oder Freunde wichtiger sind, konnte nicht eindeutig beantwortet werden.
Die Schule nimmt bei den Jugendlichen eine zentrale Rolle bei der Berufswahl ein. Je
doch geht eindeutig hervor, dass die Berufsvorbereitung in den verschiedenen Schulen
unterschiedlich angeboten wird. „Entscheidend ist, dass jener, der sich mehr Grundkom
petenzen wünscht, ein Gymnasium besuchte und jene, welche positive Aussagen über die
Unterstützung der Schule tätigen, eine Landwirtschaftliche Fachschule sowie die Berufs
basisschule besuchten151.“ Bei differenzierter Betrachtung der Schultypen dürften weitere
Unterschiede zum Vorschein kommen.
Der finanzielle Aspekt als Einflussfaktor wird von den Jugendlichen nicht als relevant
eingestuft, die wirtschaftliche Lage der Eltern habe nur einen geringen Anteil auf die Zu
kunftspläne.
Der Einflussfaktor „Arbeitsmarkt und Berufswahlmöglichkeiten“ beeinflusst die Lavant
taler Jugend dahingehend, dass das Lehrstellenangebot auf wenige verfügbare Lehrbe
rufskategorien fällt, zudem gibt es weniger Lehrstellen als Suchende. Im Lavanttal orien
tieren sich die Jugendlichen großteils an den Gegebenheiten am Arbeitsmarkt und finden
im „kleinen“ Lehrstellenangebot auch großteils ihren Traumberuf. Beim Einflussfaktor
Geschlecht dominiert die geschlechtsspezifische und traditionelle Berufswahl. Es sei
schwierig für Mädchen, eine Lehrstelle in einem nichttraditionellen Beruf zu erhalten.
Das Angebot ist im Tal für Männer größer als für Frauen152.
Die Berufsinformation erfolgt nach Meinung der Jugendlichen im Bezirk Wolfsberg –
Region Lavanttal am ehesten in Form von Mediennutzung wie Internet und Zeitung.
Ebenso wurde das Arbeitsmarktservice Wolfsberg herangezogen. Aber auch die Eltern,
151 vgl. Glatz 2013, S. 132
152 vgl. a.a.O., S. 129ff.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen
33
die Schule sowie Verwandte und Freunde wurden hierbei erwähnt. Vier von sechs Ju
gendlichen fühlten sich über die Berufswahlmöglichkeiten nicht genug informiert.
Besonders die Eltern stechen als Anlaufstelle für die Auskunft über die Berufswahlmög
lichkeiten hervor. Teilweise werden die Auskünfte in Schulen als mangelhaft kritisiert,
aber dennoch als hilfreich wahrgenommen, denn sie liefern oft aufschlussreiche Daten
über die Berufswahlmöglichkeiten, sorgen für Berufspraktiken und ermöglichen den Be
such von Informationsveranstaltungen.
Ein Praktikum wird sehr positiv bewertet und überdurchschnittlich oft im späteren Lehr
betrieb absolviert. Für Mädchen ist es schwieriger als für Burschen, eine Schnupperlehre
zu absolvieren.
In der Mobilitätsfrage ist ein kurzer Arbeitsweg ein entscheidendes Kriterium, denn das
Lavanttal hat als Randregion mit Abwanderung zu kämpfen.
Obwohl die Lebensqualität als sehr gut beschrieben wird, machen sich die Jugendlichen
Sorgen um ihren Arbeitsplatz und die Chancen im Berufsleben. Immerhin gaben vier von
sechs der Befragten an, sie würden das Lavanttal wegen besserer Berufschancen auch
verlassen.153
Das Modell „Lehre mit Matura“, 2007 in Kärnten und damit auch in der Fachberufs
schule Wolfsberg eingeführt, wurde durch drei begleitende Forschungsarbeiten von der
Pädagogischen Hochschule Kärnten evaluiert. Einige Kriterien, die für diese Arbeit rele
vant sind, werden hier angeführt:
153 vgl. Glatz 2013, S. 141
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Theorie und Hypothesen 34
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
Forschungsarbeit 1, 2009: Die befragten „Lehre mit Matura“-Schüler wurden im Befra
gungszeitraum 2007/2008154 in folgenden Branchen ausgebildet: Kaufmännische Berufe
(37 %), Elektrotechnik, Elektronik (10 %), Maschinenbau, KFZ (8 %), Metallverarbei
tung, Produktionstechnik (8 %), Koch, Kellner, Restaurant (12 %), Hotel- und Gewerbe
assistent (9 %), Tischler/Zimmermann (4 %), Bau (Maurer, Maler, Spengler) (4 %) und
sonstige (10 %).
Von Bedeutung ist hier die Auswertung der Fragestellung „Wer hat Sie auf „Lehre mit
Matura“ aufmerksam gemacht?“ (202 Schüler konnten bei dieser Frage Mehrfachantwor
ten geben.): Lehrbetrieb n=91, Eltern oder Verwandte n=71, Medien (Zeitung, Radio,
TV, Plakat usw.) n=69, Schule n=52, Freundeskreis n=26, Internet n=13. Hier wird als
auffällig beschrieben, dass die Information ganz stark von den Lehrbetrieben an ihre spä
teren Lehrlinge herangetragen wird, mit einem doch beachtlichen Abstand gefolgt vom
familiären Umfeld und den Medien. 155
Die Forderung nach Durchlässigkeit von der Lehre zur postsekundären Bildung und Aus
bildung sowie die bereits 1997 geschaffene Möglichkeit, mit der Berufsreifeprüfung diese
Lücke zu schließen, wird nachvollziehbar dargestellt156.
Forschungsarbeit 2, 2011: Sie veröffentlicht Daten aus dem Untersuchungszeitraum
2009-2010157 und ist für die Beantwortung der Forschungsfrage von großer Bedeutung.
Die Analyse der „Gründe für den Besuch von Lehre mit Matura“ ist essentiell.
Forschungsarbeit 3 und Abschlussbericht, 2012: Diese bislang letzte Untersuchung
der Pädagogischen Hochschule Kärnten wurde als Abschlussbericht zum Modell „Lehre
mit Matura“ gestaltet. An der Befragung 2011 nahmen 127 Schüler teil. Auch hier wur
den 2011 die Gründe für den Besuch von „Lehre mit Matura“ untersucht – mit ähnlichen
Ergebnissen wie aus den Untersuchungen 2008 und 2009.158 In dieser Arbeit wurde die
Frage mit den Daten aus 2008 und 2009 dargestellt, welche hier vom Autor tabellarisch
zusammengefasst sind.

154 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek 2009, S. 24
155 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek 2009, S. 26
156 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek 2009, S. 11-12
157 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek 2011
158 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek/Grummer 2012, S. 21-27
Theorie und Hypothesen 35
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
Determinanten
2008, 2009
sehr wichtig
wichtig
eher
unwichtig
völlig un
wichtig
Bessere Aufstiegschancen, 2008 84 14 2 0
Mehr Chancen am Arbeitsmarkt, 2008 73 24 3 1
Mehr Chancen am Arbeitsmarkt, 2009 80 16 4 0
Möglichkeit danach mehr zu verdienen, 2008 74 22 5 0
Bessere Aufstiegschancen, 2009 83 12 3 1
Möglichkeit danach mehr zu verdienen, 2009 79 15 4 1
Lehrabschluss u. Matura zur gleichen Zeit, 2008 74 19 6 2
Arbeitsplatzsicherheit, 2008 63 29 7 1
Lehrabschluss u. Matura zur gleichen Zeit, 2009 66 26 6 2
Arbeitsplatzsicherheit, 2009 62 29 7 1
Bessere Allgemeinbildung, 2008 59 32 8 1
Bessere Allgemeinbildung, 2009 58 33 9 0
Schulbesuch während d. Arbeitsz. möglich, 2009 41 38 13 7
Mehr Fremdsprachenkenntnisse, 2009 39 40 18 3
Höheres gesellschaftliches Ansehen, 2009 42 33 18 8
Möglichkeit zu studieren, 2009 37 37 19 7
Mehr Fremdsprachenkenntnisse, 2008 34 40 21 6
Höheres gesellschaftliches Ansehen, 2008 38 35 20 7
Schulbesuch während d. Arbeitszeit mögl., 2008 41 30 21 9
Möglichkeit zu studieren, 2008 31 30 24 15

Tabelle 1: Gründe für „Lehre mit Matura“, 2008 u. 2009
Quelle: Dobrovnik et al., 2012, S. 6, Mai 2011, S. 25, S. 50-54, eigene Darstellung

Eine umfangreiche Zusammenschau von Schülerinterviews, Befragungen an Schüler und
Lehrbetriebe aus allen drei Arbeiten werden zusammengeführt. Das neue Bildungsmodell
bestätigt eine Erhöhung der Durchlässigkeit für Lehrlinge innerhalb des österreichischen
Bildungssystems159, eine zusätzliche Bildungsmotivation für junge Menschen, denn 80%
der Befragten würden die Entscheidung nochmals dafür treffen und auch die Wirtschaft
bietet dieses Modell den angehenden Lehrlingen gerne als Option an160.

159 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek/Grummer 2012, S. 63
160 vgl. ebd., S. 33
Theorie und Hypothesen 36
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
2.4 Forschungsfrage und Hypothesen
Die bisherigen Teile haben einen Überblick über das Schulsystem mit Schwerpunkt „Du
ale Ausbildung“ gebracht, ebenso über die Berufsorientierung und soziologische Fakto
ren bis hin zu Sozialisation und Berufswahlverhalten.
Um einen Forschungsprozess effektiv zu begleiten, sind als Ausgangspunkt Forschungs
fragen zu erstellen. Diese werden durch theoriegeleitete Erhebungen, Analysen sowie In
terpretationen von Daten belegt161. Die Beantwortung der Forschungsfrage ist die Absicht
dieser Arbeit, weil es viele unbewiesene und wenig zutreffende Aussagen dazu gibt. Des
wegen ist laut Hussey (2013) eine genaue Untersuchung notwendig162.

Um das Thema ausreichend zu beleuchten, wurden eine Forschungsfrage und zwei Hy
pothesen definiert. Das sorgt für Durchgängigkeit der Arbeit, welche im nächsten Ab
schnitt der Empirie in die Datenerhebung, Analyse, Auswertung und in einen Ausblick
mündet.
Forschungsfrage
Welche maßgeblichen Einflussfaktoren führen bei 14-Jährigen zur Entscheidung den Bil
dungsweg „Lehre mit Matura“ an der Fachberufsschule Wolfsberg zu favorisieren?
Hypothese 1: „Soziale Medien sind der stärkste Einflussfaktor bei 14-Jährigen in Bezug
auf Bildungs- und Berufswahl.“
Hypothese 2: „Das Modell ‘Lehre mit Matura‘ genießt bei ‚Lehre mit Matura‘-Schülern
den gleichen Ruf wie andere Schulen mit Maturaabschluss.“

161 vgl. Wytrzens et al., 2012
162 vgl. Hussy et al., 2013
Methode 37
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
3. Methode
Es wurden die Beweggründe und Motivationsfaktoren der Schüler der Fachberufsschule
Wolfsberg in Bezug auf die wichtigsten Kriterien bei der Bildungs- und Berufswahl im
Lavanttal untersucht. Als geeignete Variante hat sich der Autor für eine empirische Un
tersuchung mittels quantitativer Umfrage entschieden.
Die thematischen Schwerpunkte lagen in der Klärung, wann sich die Bildungswegent
scheidung, den Weg „Lehre mit Matura“ an der Fachberufsschule Wolfsberg einzuschla
gen, gefestigt hat und welche Selbsteinschätzung die Teilnehmer dieses Modells über die
Wertigkeit ihrer Ausbildung haben, verglichen mit den Parallelschulen mit Reifeprüfung.
Persönliche Beweggründe wurden abgefragt, um einerseits die Forschungsfrage und Hy
pothesen in der Beantwortung zu analysieren, aber auch um die heutige Sichtweise mit
der aus dem Jahr 2009 und der damaligen Referenzgruppe 2011 zu vergleichen.
Die Befragung fand zwischen dem 25.06.2021 und dem 18.09.2021 statt, war freiwillig,
anonym, die Antworten wurden laut Datenschutzgrundverordnung163 verarbeitet.164 Die
Klassen wurden vom Direktor ausgewählt, der Fragebogen wurde entweder vom Autor
oder vom Klassenlehrer in den entsprechenden Klassen verteilt. Er wurde digital gene
riert, die dazugehörigen Zugänge zu dieser Onlinebefragung wurden vom Autor über die
Lernplattform der Kärntner Fachberufsschulen an die Schüler übermittelt. Ein Begleit
schreiben als Instruktion wurde beigefügt.
Die Ergebnisse des Fragebogens wurden unverrückbar in der Cloud-basierten Datenbank
Microsoft 365 abgespeichert. Die Auswertung der Daten wurde im ersten Schritt mit
Microsoft Excel und vertiefend mit dem Statistikprogramm JASP165 durchgeführt. Mit
diesen Programmen wurden die Daten mit dem Shapiro-Wilk-Test auf die Normalvertei
lung überprüft166.

163 vgl. Diregger 2018
164 vgl. Hussy et al., 2013
165 vgl. Marsman, Wagenmakers, 2017, S. 545-555
166 vgl. Shapiro/Wilk, 1965, S. 591-611
Methode
38
3.1 Stichprobe
Da die gesetzlichen Bedingungen einheitlich sind, gelten als Grundgesamtheit alle öster
reichischen Schüler im 9. Schuljahr (n=77914 Lebendgeborene 2006)167. Die Studienteil
nehmerzahl betrug insgesamt 109 Schüler der FBS Wolfsberg, daraus wurden 100 ver
wertbare Datensätze generiert. Dies wird vom Autor als ausreichend beurteilt. Daraus
kann man auf die Grundgesamtheit in Österreich Schlussfolgerungen ziehen.
Um eine möglichst hohe Stichprobenzahl unter konstanten Bedingungen zu erzielen,
wurde die Befragung im theoretischen Unterricht durchgeführt. Es wurden ausschließlich
Schüler der Fachberufsschule Wolfsberg ausgewählt.
Weil sich die Forschungsfrage auf Wolfsberg bezieht und die FBS Wolfsberg die einzige
Schule mit LmM in diesem Bezirk ist, können die Daten als valide genug betrachtet wer
den und sind somit repräsentativ.
3.2 Datenerhebungsinstrument
Zum Einsatz kam ein eigenständig konzipiertes Erhebungsinstrument mit fünf Abschnit
ten, im ersten Fragen zu soziodemographischen Daten wie Alter, Postleitzahl, Schule,
Klasse und Beruf und Fragen speziell zur Forschungsarbeit.
Da vieles zum Thema „Lehre mit Matura“ noch wenig erforscht ist, wurde vom Autor ein
Fragebogen entwickelt, der verschiedenen Anforderungen gerecht werden, Aufschluss
über den vorangegangenen Bildungsweg der Schüler geben und beeinflussende Faktoren
klären sollte.
Gleichzeitig wurden subjektive Meinungen, Selbsteinschätzung und Selbstwertgefühl der
Befragten gegenüber Schülern paralleler Bildungseinrichtungen erfasst. Er dient außer
dem dazu herauszufinden, woher junge Menschen an der Schnittstelle (SEK I, SEK II)
vor der entscheidenden Ausbildungs- und Berufswahl die besten Informationen beziehen.
Die Dauer der Beantwortung betrug ca. 8 Minuten.
167 vgl.: Statistik Austria 2021, Geborene
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Methode 39
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
Die 5 folgend beschriebenen Abschnitte wurden in 14 Fragen gegliedert. So ergaben sich
7 geschlossene Fragen, 3 Fragen mit der Möglichkeit zu Mehrfachnennungen aus vorge
gebenen Antworten. Dort konnten die Schüler in einem freien Textfeld noch nicht aufge
listete, aber ihnen wichtig scheinende Punkte nennen. Bei zwei Skalierungsfragen konn
ten sie auf einer 4-stufigen bzw. 3-stufigen Skala antworten.
Zu Beginn des Fragebogens wurden die Teilnehmer über das Forschungsvorhaben infor
miert und soziodemographische Informationen abgefragt, begonnen mit dem Alter.
Aus Datenschutzgründen scheint der Wohnsitz nur mit den ersten zwei Stellen der Post
leitzahl auf. Die besuchte Klasse war in Frage drei anzugeben, anschließend der Lehrbe
ruf.
Im zweiten Abschnitt wurde mit der Frage 5 die Schulbildung in der 5. bis 8. Schulstufe
(SEK I), Mittelschule oder Gymnasium, erhoben, die Frage 6 untersuchte die 9. Schul
stufe.
Abschnitt drei behandelte die Bildungsentscheidung für „Lehre mit Matura“: in wel
chem Alter festigte sie sich (Frage 7), mit welchen Personen wurde im 14. Lebensjahr
darüber gesprochen (8), von welchen Seiten wurden Informationen geliefert (Frage 9).
Abschnitt vier listet in 10 Items („sehr wichtig“ bis „völlig unwichtig“) Gründe auf,
„Lehre mit Matura“ zu wählen. Dieses Messinstrument wurde zur genaueren Vergleich
barkeit mit den beiden Studien der Pädagogischen Hochschule Kärnten aus den Jahren
2009 und 2011: „LEHRE MIT MATURA“168-169 und dem Abschlussbericht170 2012 ab
geglichen.
Der fünfte Abschnitt behandelt in vier Fragen das Selbstwertgefühl der Teilnehmer ge
genüber Absolventen paralleler Schultypen (Frage 11), ein eventuelles weiteres Studium
(Frage 12), sowie als Resümee „Würden Sie sich rückwirkend nochmals für ‚Lehre mit
Matura‘ entscheiden?“.
Abschließend konnten in der offen gestellten Frage 14 bisher unberücksichtigte Aspekte
eingebracht werden: Worin sehen die Befragten Verbesserungsmöglichkeiten, z.B. ver
mehrte Information?

168 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek 2009
169 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek 2011
170 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek/Grummer 2012
Ergebnisse
40
4. Ergebnisse
Aus den zuvor genannten Erhebungsinstrumenten und den damit generierten Daten wer
den an dieser Stelle die Auswertungen und Ergebnisse dargestellt.
Allgemeine Daten der Studienteilnehmer
Von den 100 befragten Jugendlichen waren 73% in der Klasse „Lehre mit Matura“ LmM
1, LmM 3 (21%) und LmM4 (6%), aus LmM2 wurden keine Fälle generiert. Da anzu
nehmen ist, dass sich die Schüler aus den ersten Klassen eher an das 9. Schuljahr erinnern
können, liegt das Übergewicht der Stichprobe mit 73% bei diesen. Die zu 62% männli
chen und 38% weiblichen Schüler hatten zum Zeitpunkt der Befragung ein Durchschnitts
alter von 17,32 Jahren (vgl. Abbildung 4).
Abbildung 4: Verteilung nach Klassen „Lehre mit Matura“ LmM, FBS-Wolfsberg
Quelle: Eigene Darstellung
Die Verteilung nach Sparten zeigt, dass die Technikbranchen mit Metall- u. Elektrotech
nik (55%), Bau (8%) und Transport (7%) überwiegen (Summe 70%). Büro, Verwaltung,
Organisation bilden mit 21% den zweitstärksten Anteil, gefolgt von Handel (4%), Le
bens- und Genussmittel und Gesundheit mit je 2% und der Tourismusbranche mit 1%
(vgl. Abbildung 5).
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Ergebnisse
41
Abbildung 5: Verteilung der „Lehre mit Matura“-Schüler nach Sparten, FBS-Wolfsberg
Quelle: Eigene Darstellung
Frage 5: Aus der Umfrage geht hervor, dass von der Volksschule (Primarstufe) 85% der
„Lehre mit Matura“-Schüler in eine Mittelschule und 15% in eine AHS-Unterstufe
(SEK I) übergetreten sind.
Frage 6: In der 9. Schulstufe besuchten die Befragten
Abbildung 6: Verteilung der „Lehre mit Matura“-Schüler nach Schulbesuch 9. Schulstufe, FBS-Wolfs
berg
Quelle: Eigene Darstellung
31% besuchten eine Landwirtschaftliche Fachschule LFS, 11% einen Polytechnischen
Lehrgang, 9% eine Mittelschule MS. Von den zur Matura führenden Schulen wechselten
aus einer Höheren technischen Lehranstalt HTL 18%, aus einer Allgemeinbildenden hö
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Ergebnisse
42
heren Schule AHS 13%, aus einer Handelsakademie HAK 5%, aus einer Höheren Bun
deslehranstalt für Wirtschaftliche Berufe HLW 1%. In dieser Phase sind die Schüler in
einem Alter von 14 bis 15 Jahren. Das durchschnittliche Eintrittsalter in das Modell
„Lehre mit Matura“ beträgt 16,61 Jahre. Die Daten wurden aus dem aktuellen Alter
(Frage 1) und der Klasse (Frage 3) ermittelt. Die Auswertung zeigt, wie lange sich Schüler
über das 9. Schuljahr hinaus in anderen Schulen aufhalten (vgl. Abbildung 7).
Abbildung 7: Durchschnittsalter bei Eintritt in „Lehre mit Matura“, FBS-Wolfsberg
Quelle: Eigene Darstellung
Die Auswertung ergab, dass die jüngsten Schüler mit 14 und die ältesten mit 24 Jahren in
dieses Bildungssystem eintreten (vgl. Tabelle 2). Es zeigt sich, wann das Eintrittsalter aus
den verschiedenen Schultypen ist: AHS (med=16, SD=1,536, MIN=15, MAX=20), FS
LFS (med=18, SD=1,801, MIN=14, MAX=21), HAK (med=15, SD=1,517, MIN=14,
MAX=18), HLW (med=18, SD=2,550, MIN=14, MAX=21), HTL (med=16, SD=0,970,
MIN=15, MAX=18), MS (med=15, SD=3,100, MIN=14, MAX=24), POLY (med=15,
SD=0,905, MIN=14, MAX=17). Die Standardabweichung (SD=0,905 – 3,100) zeigt die
Altersabweichungen.
Tabelle 2: Eintrittsalter in „Lehre mit Matura“ nach Schultyp 9. Schulstufe
Quelle: Eigene Darstellung
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Ergebnisse
43
Frage 7: In welchem Alter hat sich die Entscheidung zu „Lehre mit Matura“ gefestigt?
Durchschnittlich haben sich Schüler ca. 0,71 Jahre vor Schuleintritt für den Bildungsweg
„Lehre mit Matura“ entschieden, 20 Schüler zwei Jahre vor Eintritt, 39 Schüler bei Eintritt
in die Lehre oder kurz davor, 41 Schüler ca. ein Jahr vorher. Bei niemandem hat sich die
Entscheidung früher als zwei Jahre vor Eintritt in die Lehre gefestigt. Die Abbildung 8
zeigt, dass die Entscheidung zwischen dem 14. und 17. Lebensjahr getroffen wird, wobei
die stärkste Ausprägung mit 15 (M=15,75; SD=1,654; MIN=14; MAX=23) ist.
ALTER IN JAHREN
Abbildung 8: Verteilung nach Entscheidungsalter für das Bildungsmodell „Lehre mit Matura“, FBS
Wolfsberg
Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 9 zeigt die Möglichkeit, dass Interessierte aus weiterführenden Schulen in
nerhalb des österreichischen Bildungsrahmens (vgl. Abbildung 1) oftmals erst später in
„Lehre mit Matura“ einsteigen.
Abbildung 9: Eintrittsalter nach Schulen
Quelle: Eigene Darstellung
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Ergebnisse
44
Frage 8: Im 14. Lebensjahr habe ich mit folgenden Personen über meinen möglichen
Weg gesprochen: Mehrfachnennungen waren möglich. Ganz deutlich zeigt sich der Ein
fluss des Familienverbandes: ca. 45% Mutter und Vater, 9% Großeltern, ca. 16% Ge
schwister, Tante/Onkel, Freunde weniger als 20%, Lehrpersonen knapp 10%.
Abbildung 10: Gesprächspartner der Schüler im 14. Lebensjahr
Quelle: Eigene Darstellung
Frage 9: Im 14. Lebensjahr habe ich über „Lehre mit Matura“ folgend erfahren:
Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich. Mit 68 Nennungen von insgesamt 187
stehen die Eltern klar an der Spitze, dann folgen gleich stark Lehrer/Berufsorientierung,
Freunde und Nachbarn. Überraschend ist das schlechte Abschneiden der Informationen
aus dem Internet. Die offiziellen Informationsstellen wie AMS und BBOK werden eben
falls selten genannt.
Abbildung 11 Information über das Bildungsmodell „Lehre mit Matura“ im 14. Lebensjahr
Quelle: Eigene Darstellung
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Ergebnisse
45
Frage 10: Gründe für „Lehre mit Matura“ (Jedes Item war zu beantworten)
Die Analyse der Daten ermöglicht eine Rangordnung der wesentlichen Gründe (vgl. Ta
belle 3). Sie wird über den Mittelwert der vierstufigen Skala ermittelt. Auffallend ist, dass
die Befragten (B) größtes Gewicht auf die Zukunft legten: Bessere Aufstiegschancen
(B=73 M=3,720 0,473), Mehr Chancen am Arbeitsmarkt (B=70, M=3,680, SD=0,51) und
Möglichkeit danach mehr zu verdienen(B=63, M=3,580, SD=0,589). Schlusslicht bilden
die Items: Mehr Fremdsprachenkenntnisse(B=25, M=2,950, SD=0,796) und: Höheres
gesellschaftliches Ansehen (B=24, M=2,800, SD=0,888). Die unterschiedlichen SD
Werte zeigen die Einigkeit in den Aussagen.
Der Shapiro-Wilk Test zeigt, dass die Daten nicht normal verteilt sind.
Tabelle 3: Entscheidungsgründe das Modell „Lehre mit Matura“ zu wählen
Quelle: Eigene Darstellung
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Ergebnisse
46
Frage 11: Wenn Sie die Lehrabschlussprüfung und Matura erfolgreich bestanden haben,
fühlen Sie sich mit Absolventen aus HAK/HLW, HTL, AHS niedriger gestellt/gleich ge
stellt/höher gestellt:
Tabelle 4: Subjektive Wertigkeit „Lehre mit Matura“ zu HAK/HLW, HTL, AHS
Quelle: Eigene Darstellung
78% der Schüler fühlen sich nach erfolgreicher Ausbildung gleich oder höher gestellt
gegenüber Absolventen mit HTL Abschluss (M=2,020, SD=0,681), 93% sehen dies ge
genüber einer HAK oder HLW-Ausbildung (M=2,270, SD=0,584) so und 82% sehen sich
gleich oder im Vorteil gegenüber AHS (M=2,160, SD=0,707).
Sehr interessant scheint das Resultat, wenn man hier nur Schüler betrachtet, welche im 9.
Schuljahr eine dieser Schulen selbst besucht haben. Sie stufen ihre früheren Schulen
durchwegs niederwertiger ein. So sagen nur 3/18 HTL-Schülern, 1/17 HAK/HLW-Schü
lern und sogar 0/13 AHS-Schülern, dass sie sich nach erfolgreichem Abschluss von
„Lehre mit Matura“ niederwertiger fühlen als wenn sie den Abschluss an ihrer zuvor ab
gebrochenen Schule geschafft hätten.
In der Einschätzung gegenüber den AHS Absolventen zeigt sich die größte Schwan
kungsbreite (SD=0,707).
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Zusammenfassung
47
5. Zusammenfassung
Nach den vorangegangenen Teilen der Theorie und den eigenen Ergebnissen der Empirie
werden in diesem Kapitel die wesentlichen Resultate aus dem bereits vorhandenen For
schungsstand (Kapitel 2) und den eigenen Erkenntnissen (Kapitel 4) zusammengeführt.
Diese bilden die Basis für die Beantwortung der leitenden Forschungsfrage und werden
in weiterer Folge beantwortet.
Forschungsfrage:
Welche maßgeblichen Einflussfaktoren führen bei 14-Jährigen zur Entscheidung den Bil
dungsweg „Lehre mit Matura“ an der Fachberufsschule Wolfsberg zu favorisieren?
Hypothese 1: „Soziale Medien sind der stärkste Einflussfaktor bei 14-Jährigen in Bezug
auf Bildungs- und Berufswahl.“
Hypothese 2: „Das Modell ‘Lehre mit Matura‘ genießt bei ‚Lehre mit Matura‘-Schülern
den gleichen Ruf wie andere Schulen mit Maturaabschluss.“
Nur in Kärnten gibt es seit Herbst 2007 das Modell „Lehre mit Matura“ in Zusammen
hang mit dem Lehrvertrag, laut dem an einem bezahlten Arbeitstag der Besuch an der
Fachberufsschule ermöglicht wird.
Zieht man die Empirie dieser Arbeit mit den maßgeblichen Einflussfaktoren bei 14-Jäh
rigen (Frage 8, Abb. 9) hinzu, so sind einerseits jene Personen von Bedeutung, mit wel
chen über den Bildungsweg gesprochen wird. Der zweite untersuchte Faktor, wer die 14
Jährigen über die Möglichkeit von „Lehre mit Matura“ informiert hat (Frage 9, Abb. 10),
und Gründe für diesen Schultyp (Frage 10, Tabelle 2) sowie die persönliche Einschätzung
über die Wertigkeit ihrer Ausbildung nach Abschluss (Frage 11, Tabelle 3) ergeben ein
klares Bild. Dazu passen die eindeutigen Erkenntnisse aus dem Theorieteil, u.a. über en
dogene und exogene Faktoren, welche die jungen Menschen in eine bestimmte Richtung
lenken.
Es ist unzweifelhaft herausgekommen, dass im 14. Lebensjahr der Schüler die relevanten
Informationen über „Lehre mit Matura“ überwiegend von den Eltern (n=68/187, vgl.
Abb.10) stammen und dass sie mit 44% (vgl. Abb.9) die wichtigsten Gesprächspartner
sind. Es zeigt sich, dass die persönliche Kommunikation und kaum jene über das Internet
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Zusammenfassung 48
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen Norbert Aichholzer
maßgebend ist, denn nach Familienmitgliedern und Freunden (25/187) tauchen sowohl
als Gesprächspartner und als „Berufsorientierer“ die Lehrer (25/187) an eindeutig nächs
ter Position auf. Während junge Menschen überall sonst von Internet und sozialen Medien
ganz stark beeinflusst werden, lassen sie sich laut Auswertung hier überraschend wenig
„manipulieren“. Youtube, Facebook und Twitter schaffen zusammen nur 12/187 Nen
nungen. Die offiziellen Institutionen für Stützsysteme, AMS und BBOK bleiben den
Schülern offensichtlich wenig in Erinnerung (6/187 Nennungen). In Hinblick, dass die
Lehrlinge für die nächsten vier Jahre ihrer Dualen Ausbildung mit Lehrvertrag an Lehr
betrieb und Berufsschule gebunden sind, schneiden diese in der Wahrnehmung als Ein
flussgröße schlecht ab (Lehrbetriebe 15/187, Berufsschule 5/187 Nennungen). Im Ge
samtkontext beweist das, wie sehr die gemeinsame Zeit und die persönliche Kommuni
kation Schüler prägt.
Die Resultate der Befragung gehen Hand in Hand mit der Empirie, dass in der Pubertät,
wenn die Berufswahl erfolgen muss, das soziale Umfeld – Familie, Lehrer und Freunde – am wichtigsten ist. Das passt auch zur regionalen Forschungsarbeit von Glatz (2013)171.
Die interessante, auf das Lavanttal bezogene Erasmus-Arbeit von Reinelde Kobold-In
thal172 bringt von Seiten der Lehrbetriebe eine ähnliche Gesamtperspektive (vgl. Kapitel
2.3 … Forschungsstand im Lavanttal).
Wird der Fokus auf die Altersgruppe und die Sozialisationsstufen gerichtet (vgl. Kapitel
2.2), lassen sich Zusammenhänge aus den empirischen Ergebnissen auch mit theoreti
schen Erklärungsansätzen erkennen. In Anlehnung an Schedler und Willenpart (1982)
tragen Eltern im beruflichen Orientierungsprozess bei und beeinflussen die Berufswahl
entscheidung, wie dies auch tendenziell in der vorliegenden Forschungsarbeit sichtbar
gemacht werden konnte. Durch die maßgebliche Gewichtung der Eltern im Entschei
dungsprozess lässt sich ein Zusammenhang mit endogenen Einflussfaktoren finden, da
(vgl. dazu Herzog et al. 2006) in der Wertevermittlung im Sozialisationsprozess auch hier
die Eltern maßgeblich einwirken. Persönliche Ressourcen, die von den Jugendlichen bis
dahin gebildet werden, werden von den Eltern und der Schule deutlich beeinflusst.

171 vgl. Glatz 2013
172 vgl. Erasmus Mittelschule St. Andrä im Lavanttal 2019
Zusammenfassung
49
Nach der pointierten Beantwortung der Forschungsfrage leitet der Autor der vorliegenden
Forschungsarbeit auf die beiden aufgestellten Hypothesen über:
Zur gleichen Zeit wird „Hypothese 1: „Soziale Medien sind der stärkste Einflussfaktor
bei 14-Jährigen in Bezug auf Bildungs- und Berufswahl“ als das maßgebliche Entschei
dungsinstrument für Jugendliche nicht herangezogen. Eltern, Freunde und Berufsorien
tierungslehrer sind im Vergleich (vgl. empirischen Ergebnisse in Abbildung 11) im Ori
entierungsprozess prozentuell vorrangig. Trotzdem ist nicht zu unterschätzen, dass sich
Schüler über „untergeordnete Informationskanäle“ Informationen holen, dadurch einiges
für die Diskussion im Elternhaus mitbringen. Entscheidend für den erfolgreichen Weg ist
dann der „Entscheidungsrahmen“ zu erwähnen, welchen die Eltern ihren Kindern bereit
stellen. (vgl. Küng 1971, Kapitel 2.2.4)
Hypothese 2: „Das Modell ‘Lehre mit Matura‘ genießt bei ‚Lehre mit Matura‘-Schülern
den gleichen Ruf wie andere Schulen mit Maturaabschluss.“
Die Befragten fühlen sich gegenüber allen Schultypen gleichgestellt. Dies wird anhand
der Mittelwerte von HTL (M=2,020), HAK/HLW (M=2,270) und AHS (M=2,160) be
stätigt. Weitere Betrachtungen über die Ausprägungen der Häufigkeiten zeigen deutlich,
dass sich die Befragten gleich- oder höhergestellt fühlen (HTL=78, HAK/HLW=93,
AHS=82).
Somit kann Hypothese 2 aus den real vorliegenden Daten als wahr angenommen werden.
Jedoch muss im Sinne der wissenschaftlichen Herangehensweise hier noch angeführt
werden, dass in weiterer Folge eine Vertiefung notwendig wäre, um eine Übertragbarkeit
zu gewährleisten. Beispielsweise ist eine Probandenerweiterung angedacht, die speziell
im AHS-Bereich Schüler zum Thema „Lehre mit Matura“ befragt, um Reputationshin
tergründe sichtbar zu machen.
Dazu gehört die Frage 11: „Wenn Sie die Lehrabschlussprüfung und Matura erfolgreich
bestanden haben, fühlen Sie sich mit Absolventen aus HAK/HLW, HTL, AHS niedriger
gestellt/gleich gestellt/höher gestellt?“
Insgesamt gesehen scheint den jungen Menschen ihr Berufsabschluss „Lehre mit Matura“
mindestens gleich gut wie der in den oben genannten Schultypen zu sein (vgl. Tabelle 3,
Kapitel 3.3).
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Zusammenfassung
50
Für den Autor ist es wichtig, auch die Untersuchungen der Pädagogischen Hochschule
Kärnten (vgl. Kapitel 2.3) näher zu interpretieren. Es geht hervor, dass bei der Entschei
dung für „Lehre mit Matura“ die wichtigsten Punkte folgende waren: Bessere Aufstiegs
chancen, mehr Verdienst, mehr Chancen am Arbeitsmarkt.173
173 vgl. Dobrovnik/Arrich/Khan/Embacher/Russek/Grummer 2012, S. 50 ff.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Zusammenfassung
51
Gründe für den Besuch von „Lehre mit Matura“, Vergleich 2008, 2009, 2021
Die Tabelle 5 und die Abbildung 12 als Zusammenführung aus der Forschungsfrage 10
und die 2012 publizierten Ergebnisse der PH Kärnten174 ergeben ähnliche Resultate.
Determinanten
2008, 2009, 2021
sehr wichtig
Bessere Aufstiegschancen, 2021
wichtig
eher
unwichtig
völlig un
wichtig
Summe
(sehr
wichtig
u. wich
tig)
175Position
Mehr Chancen am Arbeitsmarkt, 2021
73 26 1 0 99 1
70 28 2 0 98 2
Bessere Aufstiegschancen, 2008
Mehr Chancen am Arbeitsmarkt, 2008
84 14 2 0 98 3
73 24 3 1 97 4
Mehr Chancen am Arbeitsmarkt, 2009
Möglichkeit danach mehr zu verdienen, 2008
80 16 4 0 96 5
74 22 5 0 96 6
Bessere Aufstiegschancen, 2009
Arbeitsplatzsicherheit, 2021
83 12 3 1 96 7
62 33 3 2 95 8
Möglichkeit danach mehr zu verdienen, 2021
Möglichkeit danach mehr zu verdienen, 2009
63 32 5 0 95 9
79 15 4 1 94 10
Lehrabschluss und Matura zur gleichen Zeit, 2021
Lehrabschluss und Matura zur gleichen Zeit, 2008
53 40 6 1 93 11
74 19 6 2 93 12
Arbeitsplatzsicherheit, 2008
Lehrabschluss und Matura zur gleichen Zeit, 2009
63 29 7 1 92 13
66 26 6 2 92 14
Arbeitsplatzsicherheit, 2009
Bessere Allgemeinbildung, 2008
62 29 7 1 91 15
59 32 8 1 91 16
Bessere Allgemeinbildung, 2009
Bessere Allgemeinbildung, 2021
58 33 9 0 91 17
47 39 12 2 86 18
Schulbesuch während der Arbeitszeit möglich, 2009
Mehr Fremdsprachenkenntnisse, 2009
41 38 13 7 80 19
39 40 18 3 79 20
Schulbesuch während der Arbeitszeit möglich, 2021
Höheres gesellschaftliches Ansehen, 2009
34 42 21 3 76 21
42 33 18 8 74 22
Möglichkeit zu studieren, 2009
Mehr Fremdsprachenkenntnisse, 2021
37 37 19 7 74 23
25 49 22 4 74 24
Mehr Fremdsprachenkenntnisse, 2008
Höheres gesellschaftliches Ansehen, 2008
34 40 21 6 74 25
38 35 20 7 73 26
Möglichkeit zu studieren, 2021
Schulbesuch während der Arbeitszeit möglich, 2008
35 36 24 5 71 27
41 30 21 9 71 28
Höheres gesellschaftliches Ansehen, 2021
Möglichkeit zu studieren, 2008
24 39 30 7 63 29
31 30 24 15 60 30
Tabelle 5: Gründe für „Lehre mit Matura“, Zusammenführung 2021, 2009 und 2011
Quelle: Forschung zu Frage 10 und Auswertung, eigene Darstellung
174 vgl. Dobrovnik/ Arrich/Khan/Embacher/Russek/Grummer 2012
175 Die Position ergibt sich aus der Summe der Spalten „sehr wichtig“ + „wichtig“
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Zusammenfassung
52
Gründe für den Besuch von „Lehre mit Matura“, Vergleich 2008, 2009, 2021
Abbildung 12: Gründe für „Lehre mit Matura“, Zusammenführung 2021, 2009 und 2011
Quelle: Forschung zu Frage 10 und Auswertung, eigene Darstellung
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Fazit
53
6. Fazit
Trotz des umfangreichen Zeit- und Arbeitsaufwandes hat mir die Untersuchung viel
Freude bereitet. Inspirierende Arbeit im Sinne der Jugend ist für jeden Pädagogen schon
genügend Motivation, ohne auf Anerkennung schauen zu müssen.
Ich glaube, dass in dieser Arbeit viele Ideen aufgrund eindeutiger und belegbarer Erkennt
nisse aufgetaucht sind. Manche davon sind bereits verwirklicht, andere sollten ausgebaut
und begleitet werden.
Die Resultate zeigen, dass „Life Long Learning“ trotz allgemeiner Akzeptanz dennoch
verbessert werden muss, indem die Informationen gerade vor Schnittstellen, an denen es
zu Mängeln kommt, neu überdacht und ausgebaut werden müssen. Es darf nicht passie
ren, dass trotz existierender Unterrichtsgesetze viele junge Menschen bildungsmäßig und
beruflich ohne Motivation scheitern, dem Sozialsystem zur Last fallen, weil niemand ihr
Talent erkannt und sie damit auf den adäquaten Weg geleitet hat. Schulabbrecher sind
Indikatoren einer falsch gelaufenen Bildungs- und Berufsorientierung.
Wie viele „Einsteins“ könnten in einem der 200 – richtig gewählten – Lehrberufe auf
tauchen? Und wieso scheitern noch immer welche, obwohl sie Qualitäten haben?
Die in dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse beweisen sehr wohl, dass Mädchen und
Burschen aus dem Modell „Lehre mit Matura“ für Informationen und Tipps von Seiten
der Eltern und Vertrauenspersonen empfänglich waren und deswegen diesen Weg einge
schlagen haben. In Umkehr bedeutet das: Es entgeht der Gesellschaft eine ganze Menge
ungenütztes „Kapital“ (vgl. Kapitel 2.2.3.), weil man den Zugang zu vielen jungen Men
schen leider zu oft nicht gefunden und sie in ihrer wichtigsten Lebensphase, der Bildungs-
und Berufswahl, im Stich gelassen hat.
Wie die Untersuchung aufzeigt, sind die Eltern für die Bildungsentscheidung ihrer Kinder
ganz wichtig, speziell die Mütter (vgl. Kapitel 4, Abb. 10, 11). Die gesellschaftliche Her
ausforderung wird es sein, neue Modelle zu schaffen, welche Frauen und Väter besser in
den Prozess der Orientierung einbinden (vgl. Kapitel 2.2.4.1, Küng 1971) Als Empfeh
lung: eine Forschungsarbeit im Lavanttal, wie weit Mütter mit den Bildungs- und Berufs
chancen im Lavanttal vertraut sind und diese auch sprachlich verstehen, an ihre Kinder
weitergeben können und somit als kompetente „Übersetzer“ fungieren.
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Fazit
54
Zukünftige, ähnlich vertiefende Untersuchungen sollen überprüfen, ob gesetzliche Vor
gaben, die letzten 2019 für AHS 11. Schulstufe (vgl. Kapitel 2.2.3), die Lage in Bezug
auf Berufsorientierung schrittweise verbessert haben. Wenn sich dabei bestätigt, was in
dieser Arbeit nur am Rande aufgetaucht ist, dass in manchen Schulen die Berufsorientie
rung arg vernachlässigt worden ist, muss von offizieller Seite reagiert werden (vgl. Kapi
tel 2.2.3, Wagner 2021).
Aus den Recherchen (Kapitel 2.3) geht zudem hervor, dass das Thema „Praktikum“ und
die Berufswahl noch nicht als Schwerpunkt in Studien aufgenommen wurden. Es wird
diesbezüglich die Annahme vertreten, dass im praktischen Erleben eine Entscheidungs
hilfe geboten wird, die sich auf die Berufswahl auswirkt. Stärken, Interessen und Fähig
keiten können beispielweise in berufspraktischen Tagen erprobt werden (vgl. dazu
Beinke 2006 und Bergzog 2011). Diesbezüglich ist eine anknüpfende Forschung interes
sant, die auch diese Perspektive aufnimmt und Erkenntnisse ableiten lässt.
Ebenso hat die Untersuchung gezeigt, dass das Internet und die sozialen Medien bei der
Bildungs- und Berufsorientierung unterrepräsentiert sind (vgl. Kapitel 4, Abbildung 11).
Es wird vorgeschlagen, dass von Seiten der Verantwortlichen im Lavanttal (Bildung,
Stützstrukturen und Wirtschaftstreibende) Ressourcen für eine einheitliche Öffentlich
keitsarbeit mit Schwerpunkt Web- und Messeauftritt zur Verfügung gestellt werden.
Als überzeugter Verfechter und Promotor der dualen Ausbildung, auch als Vorsitzender
innerhalb des europaweit größten Bildungsnetzwerkes ecoMEDIAeurope176, zuständig
für Berufsschulen, ist es mir ein echtes Anliegen, dass junge Menschen über den Weg der
dualen Ausbildung (mit Matura) über die praktische Arbeit in einem der 200 Lehrberufe
wieder die Liebe zum Lernen finden, wie ich es selbst erlebt habe.
176 vgl. http://www.ecomedia-europe.net/Steering-Committee/
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Literaturverzeichnis
55
7. Literaturverzeichnis
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Anhang
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Fragebogen mit Smart Phone-Konfiguration
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
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(zu Kapitel 2.2.2)
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Anhang
70
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer
Ehrenwörtliche Erklärung
71
9. Ehrenwörtliche Erklärung
Hiermit versichere ich, Norbert Aichholzer, ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende
Masterarbeit mit dem Titel: „Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen“ selb
ständig und ohne fremde Hilfe verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmit
tel benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen
Werken entnommen wurden, sind in jedem Fall unter Angabe der Quelle kenntlich ge
macht. Die Arbeit ist noch nicht veröffentlicht oder in anderer Form als Prüfungsleis
tung vorgelegt worden.
Wolfsberg, 14. Dezember 2021
Norbert Aichholzer
Einflussfaktoren auf Bildungswegentscheidungen
Norbert Aichholzer